Translatio S. Liborii
Translatio S. Liborii. Gegen Ende des 9. Jh. entstandener und 1966 wiederaufgefundener Bericht von der Überführung der Reliquie des hl. Liborius von dem fränkischen Le Mans nach dem sächsischen Paderborn im Jahre 936, unter der Herrschaft Kaiser Ludwigs d. Frommen. In Paderborn wurde Liborius zum Patron von Bischofskirche und Erzbistum. Mit dem Leib des Liborius als corpus integrum kamen Reliquienteile der Manceller Bischöfe Thuribius und Pacacius sowie des Bekenners Gundanisolus nach Paderborn. Mit der Translation – Ausdsruck der fränkisch-christlichen Durchdringung Sachsens – war eine Verbrüderung der beiden Kathedralkirchen verbunden, die gegenseitigen Schutz und Beistand garantierte („fraternitas caritatis perpetua“).
Liborius war ein spätantiker Bischof in der gallo-romanischen Stadt Le Mans, bekannt mit Martin, Bischof von Tours, der ihm im Sterben (397?) beistand. Aufgrund vieler Genesungswunder an seinem Grab wurde er schon bald als Heiliger verehrt. Der Höhepunkt der Libori-Verehrung wird an der Wende vom 9. zum 10. Jh. gesehen.
Die Faktentreue der Handschrift ist umstritten, von manchen Autoren wird sie als Fälschung des 15. Jh. angesehen. Sie soll im Auftrag des Paderborner Bischofs Biso (887-909) von einem ungenannten Paderborner Kleriker niedergeschrieben worden sein. Eine Übertragung ins Sächsische stammt von Erchanrad von Le Mans (Erconradus diaconus Cenomanensis). Der Bericht handelt von der Erhebung der Gebeine des hl. Liborius in der Zwölf-Apostelbasilika von Le Mans (bei der sich ein balsamischer Geruch verbreitete), von der Überführung in die Kathedrale zu Paderborn, vom Abschluss des Bruderschaftsbandes zwischen den Domkapiteln Le Mans und Paderborn, von der Reiseroute zwischen den Städten und von den zahlreichen Wundern und Gnadenerweisen unterwegs.
(s. Paderborn, Translation)