Wasserspeier

Aus Mittelalter-Lexikon
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Wasserspeier. Dachrinnen zur Ableitung des Regenwassers von den Dachflächen waren im MA. unbekannt, allenfalls bei traufenständigen Stadthäusern sind hölzerne Regenwassersammler denkbar. Bei Großbauten (Kathedralen, Burgen, Stadtpalästen, Rathäusern) wurde das Regenwasser in Gerinnen, die in die Oberkante der Umfassungsmauern eingearbeitet waren, gesammelt und Austrittsöffnugen zugeführt, die es in genügend großem Abstand von der Außenwand im freien Fall zur Erde stürzen ließen. Die Stoßfugen in den Gerinnen wurden mit Mörtel abgedichtet. Besonders die Gotik brachte sinnreiche Einrichtungen hervor, wobei das Traufwasser über die Strebebögen zu Wasserspeiern an den Strebepfeilern geleitet wurde, also möglichst weit weg vom eigentlichen Baukörper. Got. Wasserspeier gingen in ihrer Ausarbeitung über die praktische Bedeutung hinaus; sie wurden sehr häufig in Form von Dämonen- und Tierfratzen, als Fabel- oder Höllenwesen gestaltet und hatten abwehrmagische Funktion (Schutzzauber: s. apotropäische Bauplastik).