Werwolf

Aus Mittelalter-Lexikon
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Werwolf (mhd., v. ahd. wer = Mann; also eigtl. = Mannwolf; lat. versipellis, grch. lykanthropos). In germanischem, durch Bonifatius belegtem Volksglauben wurzelnde Vorstellung von einem unter dämonischem Einfluss zeitweilig in Wolfsgestalt verwandelten, Menschen reißenden Mann. Noch im SMA. wurden Männer grausam hingerichtet, von denen man das Geständnis erfoltert hatte, als Werwolf Erwachsene und kleine Kinder gemordet und deren Hirn gefressen zu haben. Unter Frauen war die Furcht davor verbreitet, dass sich ihr Mann nächtens in einen Werwolf verwandeln und sie terrorosieren würde – eine Furcht, die wohl in der Nachts ausgelebten sexuellen Agressivität der Männer wurzelte. Kirchliche Autoritäten, etwa Burchard von Worms (in seinen „Decretorum libri XX“), lehnen den Glauben an den Werwolf („weruwolff“) als "vulgaris stultitia" ab. Thomas von Aquin sah in den Werwölfen trugbildhafte Scheinwesen; eine tatsächliche Verwandlung hielt er für unvereinbar mit göttlichen Naturgesetzen. Im Hexenhammer wird die Fähigkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln, auch Hexen nachgesagt. Werwölfe in ihrer memschlichen Gestalt erkannte man an ihren zusammengewachsenen Augenbrauen, in ihrer Wolfsgestalt verrieten sie sich durch ihren kurzen oder fehlenden Schweif. (Möglicherweise wurzelt der Werwolf-Mythos im Symptomenbild der ®Tollwut beim Menschen: Erkrankte scheuen das Tageslicht, fangen an wie rasend um sich zu schlagen und zu beißen, geben kehlig brüllende Laute von sich, ihr Gesicht ist von Spasmen verzerrt, entblößt die fletschenden Zähnen und trieft von Geifer – alles Anzeichen, die auch der Wolf, Fuchs oder Hund, der den Rasenden angefallen hatte, aufwies. Was lag näher, als dass der Wolf zum Menschen geworden war. – Auch das seltene Bild der kongenitalen Hypertrichose, einer erblich bedingten Ganzkörperbehaarung bei Menschen, könnte dem Aberglauben vom Wolfsmensch Nahrung gegeben haben.)