Tollwut
Tollwut (Hundswut, St.-Hubertus-Krankheit; mhd. tobehait, tobewüeticheit; mlat. morbus canis rabidi, rabia, grch. lyssa, ydrophobia). Virusbedingte Krankheit, übertragen durch den beim Biss eines tollwütigen Wolfes, Hundes, Fuchses, Marders, Dachses oder einer Katze in die Bisswunde gelangten virushaltigen Speichel. Inkubationszeit – je nach Lage der Bisswunde zum Zentralnervensystem – ein bis sechs Monate. Symptome beim Menschen: Kopfschmerzen, Krämpfe der Gesichts-, Schlund-, Kehlkopf- und Atemmuskulatur, Atemnot, starker Speichelfluss, qualvoller Durst wegen des Unvermögens, schlucken zu können, Exzitation bis hin zu rasenden Wutanfällen mit Schlagen, Kratzen, Beißen. Führt i.d.R. ad exitum.
Tollwütige Tiere leiden an Schlingkrämpfen, geben abweichende Lautäußerung, Wildtiere verlieren ihre Scheu und dringen in Gehöfte, Dörfer und Städte ein, wo sie Menschen und Tiere anfallen (Rasende Wut). Nicht zuletzt, um tollwütige Tiere fernzuhalten, wurden Hofstellen und Dörfer mit einem dichten Zaun umhegt. Wer von einem tollwutverdächtigen Tier attackiert worden war, flehte (seit dem 9. Jh.) St. Hubertus um Hilfe an, weshalb das Leiden den Namen Hubertus-Krankheit bekam. Als Behandlung kannte man – neben allerlei Unsinnigem wie z.B. dem Brennen der Stirn mit einem „Hubertusschlüssel“, Purgieren oder der Einnahme von Arzneien aus der Dreckapotheke – das wirksame und schon von antiken Ärzten empfohlene Ausbrennen der Bisswunde.
(s.a. Hubertusschlüssel, tierheilkundliche Fachschriften, Werwolf)