Wildnis

Aus Mittelalter-Lexikon
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Wildnis (mhd. wiltnisse, unlant; lat. incultum, terra inculta = unbebautes Land). Noch im FMA. war der Raum zwischen Alpen und den nördlichen Meeren fast völlig von finsteren Urwäldern (s. Wald), ®Mooren und ®Sümpfen bedeckt oder von unpassierbaren Flussniederungen durchzogen – Verhältnisse, welche die Römer, die an lichte Kulturlandschaft gewohnt waren, mit Abscheu und Schrecken erfüllt hatten. Noch im MA. erlebten die Menschen nördlich der Alpen ihre natürliche Umwelt nicht als etwas Freundliches oder gar als etwas Romantisches, sondern als unheimlich und bedrohlich - lauerten jenseits des kultivierten und umhegten Bereichs doch reale Bedrohungen durch Räuber und gefährliche Tiere sowie durch eingebildete, aber als existent empfundene Unholde wie Dämonen und Unholde.
Bis zum FMA. beschränkten sich landwirtschaftlich genutzte Flächen und menschliche Ansiedlungen auf Rodungsinseln, die voneinander durch Wälder getrennt waren. Vom 12. Jh. an wurde – erzwungen durch das Bevölkerungswachstum – intensiver ®Landesausbau betrieben (s. Binnenkolonisation, Ostkolonisation), wodurch das unbebaute Land stark zurückgedrängt wurde. Der Getreideanbau drang auch in ungünstige Gegenden vor, Viehwirtschaft wurde bis in Hochlagen betrieben (s. Almwirtschaft).
(s. Lokator, Nahrung aus dem incultum, Naturerleben, Urbarmachung)