Zufall

Aus Mittelalter-Lexikon
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Zufall (mhd. zuoval = Schickung, Wandel; lat. accidentia = unvorhergesehener Umstand, Unfall; im heutigen Sinn eines unvorhersehbaren, nicht beeinflussbaren Ereignisses wird das Wort erst seit dem 17. Jh. gebraucht). Akausale Ereignisse waren schon bei antiken Philosophen ein Gegenstand der Erörterung. (Von Demokrit stammt der modern anmutende Satz: „Alles was im Weltall existiert, ist die Frucht von Zufall und Notwendigkeit {Gesetz}.“) Zufälligkeit, Unvorhersagbarkeit oder Zusammenhangslosigkeit galten zusammen mit den Naturgesetzen als gegebene Bedingungen des Seins.
Auch im christl. MA. war der blinde Zufall bekannt und man suchte ihn beim Würfelspiel oder beim Losewerfen zu überlisten. Mit dem Ziel, Zufälligkeiten auszuschließen, betrieb man Astrologie und Zukunftsdeutung und scheute dabei nicht vor der Anrufung böser Mächte zurück. - Im Gegensatz dazu stand die christl. Auffassung vom Schöpfergott als dem großen Baumeister, der alles nach Maß und Zahl geplant und geschaffen hatte, der noch dem kleinsten Steinchen im Gefüge und dem kleinsten Rädchen im Getriebe einen Sinn verliehen hatte. Thomas von Aquin sah in der Ordnung der Welt einen Beweis für die Existenz Gottes. Dieser Auffassung mussten Gegebenheiten wie formlose Masse, zusammenhangslose Ereignisse oder Unordnung diametral gegenüberstehen, mussten Strafe für den Sündenfalls und Ausgeburten der Hölle sein.
(s. Chaos, Kosmogonie, Losbücher, Schicksal)