Ärztinnen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Ärztinnen (mhd. arzatinne, lachenaerinne). Heilkundige Frauen sind fester Bestandteil hma. Literatur. So die weise Frau Arnive in Wolfram von Eschenbachs "Parzival" oder die Königin Isot, die in Gottfried von Straßburgs "Tristan und Isolde" mit dem folgenden Vers vorgestellt wird:

Isot, die kunegin von Irlande:
diu erkennet maneger hande
wurze und aller kriute kraft
und arzatliche meisterschaft.

Zu den geschichtlich belegten heilkundigen Frauen des MA. zählt ®Elisabeth, die Gattin des thüringischen Landgrafen Ludwig IV. Sie gründete 1226 nahe der Wartburg ein Spital für arme und kranke Kinder, deren Pflege sie eigenhändig übernahm. Nachdem sie Witwe geworden und nach Marburg übersiedelt war, gründete sie auch dort ein Spital (1228), in welchem sie selbst pflegerisch tätig war. Ärztinnen, deren Stand nicht immer eindeutig von dem der Hebammen zu unterscheiden ist, waren gelegentlich schon in fma. Hospitälern tätig. Unter den heilkundigen Klosterfrauen war ® Hildegard von Bingen (1098 - 1179) die überragende Persönlichkeit. In Mainz wird eine Ärztin für das Jahr 1288 erwähnt, in Frankfurt/M gab es während des ganzen MA. jüdische Ärztinnen, von denen einige weitberühmt waren und zu bedeutendem Reichtum kamen. Frankfurter Steuerbücher des 15. Jh. führen 20 Ärztinnen auf (davon neun jüdische), darunter Chirurginnen und Leibärztinnen. In Würzburg gestattete 1419 der Bischof Johann II. der "Judenärztin Sarah", gegen eine jährliche Gebühr von 10 Gulden im ganzen Bistum zu praktizieren. Auch in Nürnberger Stadtchroniken werden weibliche Ärzte erwähnt. – Mochten Ärztinnen in der medizinischen Versorgung - insbesondere auf dem Gebiet der Gynäkologie - eine gewisse Rolle gespielt haben, im akademischen Bereich wurden sie nicht zugelassen; somit galten sie den niederen Heilberufen zugehörig und wurden von ihren studierten Kollegen gern als Quacksalber und Kupplerinnen diffamiert.
(s. Frauen in Heilberufen, Trota)