Arzneimittelformen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Arzneimittelformen. Die innerlichen Arzneimittel des MA. wurden flüssig (als Dekokte, Mazerationen, Infuse, Destillate), breiartig (als Latwerge [Brei] oder Electuarium [Lecksaft], je nach Gehalt an Honig oder Sirup mehr oder weniger streichfähig) oder fest (als Pulver, Pillen, Pastillen, Zäpfchen oder Trochisci [in Zeltchenform gebrachte Masse aus Drogen und Gummi Arabicum]) verabreicht. Flüssigkeiten wurden nicht nur geschluckt, sondern auch als Angüsse, Spülungen oder Einläufe angewandt, Latwergen auch rektal und vaginal eingeführt. Zur äußerlichen Anwendung kannte man Salben (unguenta, Wirkstoffe in Öl oder tier. Fett) und Streichpflaster (emplastra, Wirkstoffe in Öl, Wachs, Harz, Pech oder Gummi). Salben und Pflaster wurden meist auf Leintüchern oder Werg aufgetragen und als Umschlag aufgebracht. Als Geschmackskorrigentien dienten Rosenöl, Honig, Sirup oder Rohrzucker. Pulver und Tropfen wurden in Wein, Wasser, Milch, Essig oder mit Brot eingenommen. Des weiteren kannte man Kräuter-Dampfbäder, Räucherungen und Inhalationen.
In den Inventarlisten sma. Klosterapotheken findet sich eine Vielzahl von Arzneimittelzubereitungen, die auch heute noch gebräuchlich sind. Daraus eine kleine Auswahl:
Aquae compositae et Aquae simplices (aus mehreren oder einzelnen Kräutern destillierte Wasser); Balsama (zur äußerlichen Anwendung bestimmte streichfähige Gemische von Kräutern, Harzen und ätherischen Ölen bzw. innerlich anzuwendende, aus Kräutern gewonnene alkoholische Destillate mit Ölbeimengung); Conservae, Conditae (zur Haltbarmachung mit Zucker oder Honig gemischte pflanzl. Drogen von zäher Konsistenz); Electuaria (brei- oder pastenförmige Latwergen aus Honig oder Sirup und mehreren Drogen bzw. Drogenzubereitungen); Emplastra (Pflaster; zähpappige Anstriche; sie bestehen entweder aus in Harze, Gummi oder Öl eingearbeiteten Arzneistoffen oder aus in Öl gekochten Bleiverbindungen, enthaltend die Bleisalze der Öl- und Fettsäuren); Essentiae (weingeistige Drogenauszüge); Infusa (Aufschwemmungen pulverförmiger Arzneistoffe in verschiedenen Flüssigkeiten); Oxymel (Mischungen von Essig und Honig); Pulpes (mit Zucker eingekochtes Fruchtmark); Spiritus (alkoholische Destillate aus Drogen animalischen oder vegetabilischen Ursprungs); Syrupi (dickflüssige, durch Kochen von Drogen oder deren Zubereitungen mit Zuckerwasser oder Honig hergestellte Arzneien); Succi inspissati (eingedickte Pflanzensäfte); Tincturae (Lösungen fester Stoffe in Weingeist).
(s. Abkochung {s. Heilkräutertee}, Electuarium, Pflaster, Pillen, Pulver, Räucherstoffe, Salbe)