Autobiographie

Aus Mittelalter-Lexikon
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Autobiographie (grch. = literarische Darstellung des eigenen Lebens). Kennzeichnend für die Literaturgattung ist die Rückschau auf das Leben von einem reifen, abgeklärten Standpunkt aus. Dabei wird weniger auf zeitgeschichtliche Fakten als auf die geistig-seelische Entwicklung abgehoben. Als Vorbild ma. Autobiographien kann die des ®Augustinus ("Confessiones", um 400) betrachtet werden. Zwischen 1133 und 1136 entstand ®Peter Abaelards "Historia calamitatum mearum". In dt. Sprache wurde 1255 der autobiographische Versroman "Frauendienst" von ®Ulrich von Liechtenstein, um 1360 "Leben" von ®Heinrich Seuse verfasst. Die Autobiographie Kaiser ® Karls IV. ("Vita Caroli Quarti", 14. Jh., lateinisch) behandelt in 20 Kapiteln seine Erziehung in Paris, seine italienischen Erlebnisse als Statthalter seines Vaters, seine Erfolge in Böhmen und Mähren als Markgraf und Kronprinz und Ereignisse bis zur Königswahl 1346. Eingestreut sind Anekdoten und religiöse Betrachtungen. – Häufiges Leitmotiv ma. Autobiographien war die "contritio cordis", die zerknirschte Kritik an der eigenen, so wenig gottgefälligen Lebensführung. Zwischen 1360 und 1401 entstand das "püchl von meim gesleht und abentewr" des Nürnberger Unternehmers ®Ulman Stromer, Familienchronik, Autobiographie und Beschreibung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit in einem. Im 15. Jh. fügte der Augsburger Stadtchronist ®Burkard Zink Autobiographisches in seine Stadtgeschichte ein.
(s. Biographie, Guibert de Nogent, Hermann von Köln; Joinville, Jean de; Otloh von St. Emmeram)