Bauhüttenbücher

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bauhüttenbücher (Hütten-, Muster-, Skizzenbücher). Baumeister legten, wahrscheinlich schon im 12. Jh., die Summe ihres theoretischen und praktischen Wissens über Kunst und Technik zur Akkumulierung und Überlieferung in Manuskripten nieder, deren Einsichtnahme häufig nur Mitgliedern der eigenen Bauhütte gestattet war. Eines der wenigen auf uns gekommenen Exemplare ist das Skizzenbuch des französischen Baumeisters ®Villard de Honnecourt, von diesem 1235 abgeschlossen und von zwei weiteren Meistern fortgeführt. Zu den anhand von 325 Skizzen erläuterten Problemen gehörten: geometrische Verfahren, Proportionenlehre, Entwurfs-, Konstruktions- und Vermessungspraxis, Aufschnüren des Grundrisses auf der Baustelle, statische Erfahrungsregeln, Ornamentik und Baumaschinen. - Ein Zeugnis der spätgotischen Kunst Italiens ist das Musterbuch des Giovannino de Grassi, erhalten in einer Handschrift des ausgehenden 14. Jh. Grassi, selbst Baumeister des Mailänder Doms, hatte Kontakt mit Architekten wie Heinrich Parler und Ulrich von Einsingen, und nahm Stilelemente der europäischen Kunstzentren seiner Zeit auf. (Als Vorläufer der Bauhüttenbücher in karoling. und otton. Zeit werden Musterbücher angenommen, in denen exempla technischer und ikonographischer Lösungen zusammengestellt waren. - Nachfolger der Hüttenbücher in der deutschen Spätgotik waren die Steinmetzlehrbücher [etwa das des Matthäus ®Roritzer, die um 1500 als Wiegendrucke entstanden).