Bergstädte
Bergstädte. Frühe Bergstädte im deutschen Sprachraum waren am Harz: Goslar (gegr. 922, Erzbergbau seit spätestens 968), Gittelde, Badenhausen und Düna; am Schwarzwald: Prinzbach, St. Ulrich und Münster; am sächsischen Erzgebirge: Treppenhauer, Hartmannsdorf und Ullersberg/Wolkenburg; im Siegerland: Altenberg (bei Müsen); an der Weser: Corvey. Seit der 2. Hälfte des 12. Jh. entstanden planmäßig angelegte und geförderte, auf die Ausbeutung von Bodenschätzen spezialisierte Bergleutesiedlungen. Um sie für ®Bergleute aus anderen Gegenden attraktiv zu machen, wurden sie mit bedeutenden Privilegien ausgestattet (s. Bergfreiheiten). Als Mittler zwischen Bergleuten und dem jeweiligen Regalherrn sowie als Einheber der Bergabgaben fungierte ein vom Regalherrn eingesetzter Bergmeister (magister montium). Hand in Hand mit den Bergleuten (montani) arbeiteten die Hüttenleute (silvani). Als ältestes Beispiel einer Bergstadt gilt ®Freiberg (Sachsen), das 1218 nach Zusammenlegung einer Bergbausiedlung mit jüngeren Niederlassungen von Handwerkern, Kaufleuten und landesherrlichen Dienstmannen zur Stadt erhoben wurde. Ebenfalls im 13. Jh. entstanden die schlesischen Bergstädte Goldberg, Löwenberg und Reichenstein, das mährische ®Iglau sowie Kuttenberg und Deutschbrod in Böhmen. Auf deutsche Gründung gehen die Bergstädte Schemnitz, Kremnitz und Neusohl im Gebiet der heutigen Slowakei zurück. Im SMA. entstanden in Schlesien die Bergleutesiedlungen Siebenlehn, Ehrenfriedersdorf und Altenberg, und in Tirol das habsburgische ®Schwaz. Kupferberg am Südrand des Frankenwaldes (im 12. Jh. „Schorgez ufm Berg“) wurde vor 1320 zur Bergbaustadt mit Befestigungsrecht erhoben. In der 2. Hälfte des 15. Jh. wurden im Erzgebirge ®Schneeberg und Annaberg gegründet. Aufgrund eines rapiden Rückgangs des Bergbaus – besonders des Edelmetallbergbaus – in der zweiten Hälfte des 14. Jh. gingen viele Bergbausiedlungen und Bergstädte ein.
Ma. Darstellungen von Bergwerksstädten und archäologische Befunde in ma. Erzrevieren legen nahe, dass Wohn- und Lagerhäuser, Stollenmünder, Grubenbauten, Pochstellen und Waschwerke, Schlackenhalden und Meilerplätze, Bergschmieden und Schmelzöfen ziemlich regellos nahe beieinander lagen.