Bernhard von Clairvaux

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bernhard von Clairvaux (Bernardus Claraevallensis, "Doctor mellifluus", 1090 - 1153, hl.). Er wurde als eines der jüngeren Kinder des Ritters und Landeigners Tescelin und der später selig gesprochenen Aleth von Montbard in Fontaines-le-Dijon (Burgund) geboren. Im Alter von acht Jahren erlebte Bernhard zu Weihnachten in einer Vision die Geburt Christi. Nach dem Tod der inniggeliebten und tiefgläubigen Mutter (1108) beschloss Bernhard, sein Leben Gott zu weihen. 1112 trat er – zusammen mit dreißig jungen Adligen, die er dafür zu begeistern gewusst hatte – dem Zisterzienserkloster Citeaux bei. 1114 legte er die Profess ab, 1115 begründete er im Auftrag seines Abtes ®Stephen Harding in dem einsamen Flusstal der Aube (Champagne) ein neues Kloster (Monasterium Clarae Valensis = Kloster lichtes Tal, Clairvaux). Hier empfing er die Abts- und wohl gleichzeitig die Priesterweihe. Clairvaux blieb sein Heimatkloster bis ans Lebensende; bis dahin hatten sich 70 Tochterklöster angeschlossen. Mehr als in klösterlicher Stille wirkte Bernhard jedoch auf seinen Reisen; als Prediger durchzog er ruhelos Italien, Frankreich, Belgien und Deutschland, wobei er besonders die Propagierung der freiwilligen Armut, der Kirchenreform und des Kreuzzuggedankens betrieb. Für die aufkommenden Ritterorden legte er mit seiner Schrift "Liber ad milites Templi de laude novae militiae" (Vom Ruhm der neuen Ritterschaft) die ideologische Grundlage, Teile der Regel des Templerordens stammen aus seiner Feder.
Wie groß seine Autorität gewesen ist, erhellt aus den Tatsachen, dass auf seine Empfehlung hin das römische Schisma durch die Anerkennung von Innozenz II. beendet wurde, dass einer seiner Schüler als Eugen III. Papst wurde und dass er sowohl den frz. König Ludwig VII. als auch den zögernden Kaiser Konrad III. zur Teilnahme am 2. Kreuzzug (1147-1149) überreden konnte. Die erste Hälfte des 12. Jh. wird deshalb gelegentlich als "Bernhardinische Epoche" bezeichnet.
Bernhard war von militantem Glaubenseifer erfüllt ("Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen ... Wenn er stirbt, nützt er sich selbst, wenn er tötet, nützt er Christus."); er forderte asketische Einfachheit des Lebens und Verzicht auf ästhetisches Beiwerk in Liturgie und Baukunst. Als Exponent der monastischen Reformbewegung griff er Ludwig VI. von Frankreich an, weil er in ihm einen Gegner der Kirchenreform sah. Dem Abt von Cluny, ®Petrus Venerabilis, warf er Prunksucht und mangelnde Demut vor, dessen Konvent diffamierte er als von Luxus und Eitelkeit verdorben. Als Vertreter einer mystischen Theologie bekämpfte er die rationalistische Philisophie ®Abaelards ebenso wütend wie die Lehren der Pariser Scholastiker, soweit diese sich mit dem Aristotelismus befassten. In seiner Schrift "De consideratione ad Eugenium papam" stellt er kategorisch fest, dass die Regierung der christlichen Welt Sache des Papstes sei, weltliche Herrscher hätten nur die Pflicht, die Ungläubigen zu bekämpfen.
Von grundlegender Bedeutung war Bernhard für die christl. Mystik. Die Beziehung zwischen der gläubigen Seele und Christus sah er nicht als von Furcht und Unterwerfung sondern als von Liebe und Hingabe bestimmt, entsprechend dem Bild von Braut und Bräutigam. In dem Kommentar zum Hohen Lied ist seine mystische Theologie dargelegt ("Sermones super Cantica Canticorum"). Seine besondere Verehrung galt der Gottesmutter Maria; auf Bernhard geht die Weihung aller Zisterzienserkirchen an Maria zurück.
Nach dem Misserfolg des 2. Kreuzzugs (s. Kreuzzüge, Geschichte der) zog sich Berhard – von Vielen bereits als Heilger verehrt – bis zu seinem Tod am 20. August 1153 in die Abgschiedenheit seines Klosters zurück. Er wurde in der Abtei von Cluny beigesetzt; sein Kopf gelangte als Reliquie nach Troyes und befindet sich im dortigen Domschatz. Schon bald setzte eine breite Verehrung Bernhards ein; am 18.01.1174 wurde er von Papst Alexander III. heiliggesprochen, 1830 wurde er zum Kirchenlehrer ernannt.
(s. Zisterzienser)