Zaubersprüche

Aus Mittelalter-Lexikon
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Zaubersprüche (mhd. zouber; lat. carmina). Die Magie des MA. ging davon aus, dass die menschliche Sprache bzw. das gesprochene Wort direkt auf die Natur einwirken, sie untertänig machen könne. (dazu Freidank: "Krut, stein und wort / hant an kräften grozen hort".) Die Sprache musste jedoch in Sätze oder Sprüche gegossen sein, die umso wirkungsvoller waren, je unverständlicher und geheimnisvoller sie waren und je ausdrucksvoller sie deklamiert wurden. Von daher galten griechische, hebräische oder lateinische Wörter bzw. deren absichtlich oder aus Unkenntnis verstümmelte Ableitungen wegen ihres seltsamen Klangs als besonders mächtig. Das gleiche gilt für völlig bedeutungslose Wörter oder Reihungen von Vokalen im Wechsel mit Konsonanten (z.B. ogor fogor nogor; ista pista sista; hax pax max). Von Bedeutung war auch die – meist drei- oder siebenfache – Wiederholung der Zauberformel. Wirksam wie die gesprochene Zauberformel war der auf einen Pergament- oder Papierstreifen geschriebene Spruch, der als Talisman getragen wurde.
Einige Beispiele: „sicy cuma cucuma ucuma cuma uma maa“, half – auf Pergament geschrieben – gegen Blutergüsse. „Saisa, laisa, relaisa“ war bei schwieriger Geburt zu wiederholen. Die Buchstabenreihe „o.p.t.x.z.“ (von „oret pro te Christus“), auf einen Talisman geschrieben, machte dessen Träger gegen jeden Feind und wildes Getier immun. Als Gegengift wirkte die Formel „Anisapte“ (abgeleitet von „Antidotum Nazareni Auferat Necem Intoxicationis Sanctificet Alimenta Poculaque Trinitas Amen“ = Möge das Gegengift des Nazareners den Giftmord vereiteln und die Dreifaltigkeit Nahrung und Getränke heiligen, Amen).
(s. Abrakadabra, Abraxas, Amulett, Beschwörungsformel, Hax pax max Deus adimax, Schriftzauber, Zauberbücher)