Dressur

Aus Mittelalter-Lexikon
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Dressur (v. frz. dresser = abrichten; mhd. erziehunge; lat. condocefactio). Das Wort bezeichnet hier die Erziehung von gezähmten Tieren (Säugetieren, Vögeln) zur Befolgung von Menschen gegebener Signale; diese lösen die Vollführung anerzogener Bewegungsfolgen („Kunststücke“) aus, welche ein umstehendes Publikum in Erstaunen, Belustigung oder Schrecken versetzen. Der Reiz wird dadurch verstärkt, dass die Tiere nicht-artgemäßes Verhalten zeigen oder kostümiert auftreten (indem etwa Vierbeiner auf den Hinterläufen und modisch gewandet umherstolzieren, oder ein Äffchen auf einem Pferd reitet).
Voraussetzung für die Dressur von Tieren war deren Zähmung und hatte ihren Ursprung in der Domestizierung von Wölfen; diese machte die Wildtiere vor 30.000 Jahren zu Begleitern und Helfern der Jäger und Hirten. In der röm. Antike haben dann gezähmte exotische Wildtiere (z.B. Löwen, Panter) der Machtdemonstration der Herrscher sowie der Unterhaltung des Publikums in den Arenen gedient.
Im MA. wurden dressierte Tiere (Hunde, Braunbären, Meerkatzen, Papageien u.a.) von fahrenden Gauklern und Spielleuten mitgeführt und bildeten eine Attraktion auf Jahrmärkten und Festplätzen. Das Trainieren der Tiere auf die Vollführung bestimmter „Kunststücke“ war eine langdauernde Prozedur, bei der auf Lernresistenz eine Strafe und auf Folgsamkeit eine Belohnung folgte. Dazu kamen Vorsichtsmaßnahmen gegen Angriffe seitens der Tiere, wie etwa Maulkorb, Nasenring und Fußfesseln.
Im „Falkenlied“ des ®Kürenbergers beziehen sich die Eingangsstrophen auf das Abrichten eines Falken, wenn auch im übertragenen Sinn – gemeint ist der Galan einer Dame, den sich diese nach ihrem Sinn erzogen und herausgeputzt hatte.
„Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete als ich in wolte hân …
er huop sich uf vil hohe und fluog in anderiu lant.“
Als Beispiel einer Dressur sei diejenige junger Braunbären zu „Tanzbären“ geschildert: diese wurden auf ihre typische Bewegungsweise abgerichtet, indem man sie auf heißes Eisenblech stellte, worauf sie – um der Hitze unter den Sohlen zu entkommen – verzweifelt umherhüpften. Zu diesem entfernt einem Tanz gleichenden täppischen Hüpfen und Springen spielte der Bärenführer stets das gleiche Lied, bis die Tiere endlich schon zu „tanzen“ begannen, wenn sie nur die Melodie oder deren Rhythmus hörten.
(s. Bär, Falkenbuch Friedrichs II., Falknerei, Tierhaltung)