Evangelistar

Aus Mittelalter-Lexikon
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Evangelistar (mlat. evangelistarium; zu kirchenlat. euangelista = Verkünder der Frohen Botschaft, Evangelist. Auch: ®Perikopenbuch; grch., = [Evangelien-]Abschnitte enthaltendes Buch). Liturgisches Buch, in dem nur jene Abschnitte aus den Evangelien zusammgestellt sind, die in der feierlichen Liturgie verlesen werden. Die Texte sind nach Kirchenfesten geordnet, die Festreihe kann mit der Weihnachtsvigil, mit dem Osterfest oder mit dem Fest Mariae Verkündigung beginnen. Das Evangelistar war zusammen mit dem Epistolar (AT, Apostelgeschichte, Briefe, Apokalypse Johanni) Bestandteil des ®Lektionars. Wie Evangeliare waren Evangelistare bzw. Perikopenbücher prachtvoll ausgestattet.
Hervorragende Beispiele:
das Godescalc Evangelistar Karls d. Großen, entstanden zwischen 781 und 783 im Einflusskreis der karlischen Hofschule, aufbewahrt in der Bibliotheque Nationale in Paris;
der Egbert-Codex, ein Perikopenbuch zum persönlichen Gebrauch des Erzbischofs Egbert von Trier (reg. 977-993), erhalten in der Stadtbibliothek Trier.
das "Perikopenbuch Heinrichs II.", entstanden um 1012 im Kloster Reichenau, wahrscheinlich zur Weihe des Bamberger Doms dem Bistum übereignet, aufbewahrt in der Bayerischen Staatsbibliothek, München. Der Kodex besticht durch reiche Verwendung von Purpur und Gold auf seinen Miniatur- und Initialseiten; er ist zwischen Holzdeckeln gebunden, deren vorderer mit einem Goldblechrahmen und mit Zellenschmelze, mit einer Elfenbeintafel (aus der Hofschule Karls des Kahlen) sowie mit Perlen und Edelsteinen - aus dem persönlichen Besitz des Königs und seiner Gattin Kunigunde - reich gschmückt ist.
(s. Perikopenbuch)