Freundschaft

Aus Mittelalter-Lexikon
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Freundschaft (mhd. vriunt-schaft, -liebe, gesellec-heit; lat. amicitia, familiaritas). Allen Zeiten und Kulturen ist die soziale Beziehung zwischen zwei oder mehreren nicht blutsverwandten Menschen gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts geläufig, die gekennzeichnet ist durch Sympathie, Verantwortungsbereitschaft und Vertrauen. Wo antik-heidnische Philosophen (Aristoteles, Sokrates, Plato, Cicero) freie und gleiche Personen als Partner der „wahren Freundschaft“ voraussetzten, sahen Denker des lateinischen MA. (Augustinus, Beda venerabilis, Bernhard von Clairvaux) die wichtigsten Grundlagen im gemeinsamen Glauben an der einen Gott und in der Liebe zu ihm. Wesentlich war jedoch, dass der Freund/die Freundin in ihrer Bedeutung gleichsam den Sippenverband ersetzt, dass sie einen verwandtschaftsähnlichen Charakter hat und damit von ebenbürtigen rechtlichen Stand ist. Die fast ausschließlich unter Männern üblichen Freundschaftsbünde wurden förmlich geschlossen und wurden beeidet und beinhalteten gegenseitige Treue- und Fürsorgeverpflichtung, Waffenhilfe und Fürsprache. Freunde waren denn auch bei Hochzeitsfeiern wie bei Leichenbegängnissen die angesehensten Gäste neben der Verwandtschaft. - Der hochgestimmten vriuntschaft der höfischen Gesellschaft entsprachen die monastischen Freundschaften unter Ordensleuten und die alltägliche nachburschaft der niederen Stände, sowie die freundschaftlichen Beziehungen unter Bürgern, die durchaus auch auf vorteilhafte Beziehungen und Vorteile ausgerichtet war.
Freunde bzw. Männer- und Blutsfreundschaften waren häufiger Gegenstand sowohl der antiken wie der ma. Literatur. Für Erstere sei die Ilias des Homer genannt (Achilles/Patroklos), für Letztere das Nibelungenlied (Siegfried/Gunther, Hagen/Rüdiger) und die Epen Erec und Iwein des Hartmann v. Aue.
Die Mystiker des SMA. schufen nach dem NT (Jak. 2,23) die Vorstellung von der „Gottesfreundschaft“.
(s. caritas, Gast, höfische Minne, Liebe, Nachbar)