Glasgefäße

Aus Mittelalter-Lexikon
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Glasgefäße (mhd. glasevaz). Funde in Siedlungs-, Kirchen- und Pfalzarealen, in Gräbern und Abfallgruben belegen, dass es in der Merowinger- und Karolingerzeit eine breite Palette von Gebrauchsgläsern wie Schalen und Bechern gab. Standardtrinkgefäße der Epoche waren gläserne Sturz-, Trichter-, Glocken-, Kugel-, Rüssel-, Traubenbecher, Trinkhörner und Tummler.
Glaswerkstätten für Flach- und Hohlglas bestanden nachweislich in Ribe (Dänemark), in Haithabu und auf Gotland, in Kordel bei Trier, Augsburg und Paderborn, im Spessart, in Maastricht, in den Ardennen zwischen Maas und Ourthe und in den Argonnen. Schwerpunkte des fma. Glashandels lagen am Rhein und seinen Nebenflüssen.
Aus der Zeit um 1400 v.u.Z. stammt eine flachbauchige, kurzhalsige Tonflasche aus Mainfranken. Aus romanischer Zeit haben sich nur wenige Stücke zeitgenösischer Hohlgläser erhalten, so z.B. einige langhalsige Kugelflaschen (Frankreich, 11. Jh.) oder einige Arzneifläschchen (Deutschland, 12. Jh.). Unser Wissen basiert auf schriftlichen Quellen wie der „Schedula diversarum artium“ des ®Theophilus, in welcher kleine und große vasas (Gefäße) und Langhalsflaschen erwähnt sind.
Wesentlich mehr Stücke sind aus der gotischen Stilepoche erhalten. Typische Formen waren: Rundbecher („Kopf“) und Pokale mit Fadenauflagen; mit aufgeschmolzenen Tropfen verzierte Trinkbecher („Nuppengläser“) und hohe, keulenförmige oder zylindrische Stangengläser; auf einen dünnen Stiel gestellte Becher („Stengelgläser“); das „Maigelein“ (ein der Halbkugelform angenäherter, geriffelter Becher); der „Krautstrunk“ (ein bauchiger, mit dicken Nuppen besetzter wuchtiger Becher), doppelkonische und langhalsige Flaschen. Die Gläser waren meist von grüner, selten von blauer Farbe. Im 15. Jh. wurden aus Venedig Gläser von gelblichem oder rauchglasartigem Farbton exportiert, die man wegen ihrer Ähnlichkeit mit Bergkristall „Cristallo“ nannte.
(s. Bocksbeutel, Gurde (s. Pilgertracht), Trinkgefäße)