Bocksbeutel

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bocksbeutel, Bocksbeutelflasche (zu mhd. boc/Bock und biutel/Beutel; lat. capri sacculus). Getränke–Behältnisse der typischen flachbauchigen, kurzhalsigen Form sind mindestens seit 1400 v.u.Z. bekannt, wie der keltische Grabfund einer Tonflasche dieser Art bei dem fränk. Aschaffenburg beweist. (Ausgestellt im Mainfränkischen Museum Würzburg.) Im MA. wurden Reise-, Jagd-, Pilger-, Hirten- oder Feldflaschen aus Leder gefertigt, was die Vorteile der Bruchfestigkeit und Schmiegsamkeit erbrachte. Der Bezeichnung Bocksbeutel lag möglicherweise das wortspielerische Vergnügen an der Ähnlichkeit der Flasche mit dem Skrotum („Beutel“) des Ziegenbockes zugrunde, möglicherweise wurde die Lederhaut des Ziegenbock-Hodensacks tatsächlich benutzt, weil man aus dieser eine Flasche fertigen konnte, ohne eine Naht legen zu müssen. Außer den Trinkflaschen aus Leder kannte man auch solche aus Ton, Zinn, Kupfer und – seit dem 15. Jh. – aus Glas. Die abgeflachte Kugelform sollte wohl das Mit-sich-Führen für Reisende erleichtern und das Wegrollen umgekippter Flaschen verhindern. Häufiges Ausstattungsdetail waren abgeflachter Boden und Durchzugshenkel am Flaschenhals (um das Anhängen am Gürtel oder am Sattel zu ermöglichen). Als Verschluss dienten Stopfen aus Holz oder Keramik.
(Auf einer Relief-Darstellung des Würzburger Juliusspitals von 1576 findet sich eine bocksbeutelähnliche Flasche. - 1726 machte ein Würzburger Ratsbeschluss den B. zum offiziellen Markenzeichen für die hochklassigen Weine der Lage Stein, und war mit einem Stadtsiegel als echt zu kennzeichnen.
Heute sind B.-Weinflaschen verbreitet in Mainfranken, in der Ortenau (Baden) sowie in Regionen Portugals, Frankreichs und Italiens.)
(s. Flaschenkürbis, Glasgefäße, Kork, Reiseproviant, Steinzeug, Zinngießer)