Glossar

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Glossar (lat. glossarium = Wörterverzeichnis, evtl. mit erklärenden Anmerkungen; s. Glosse). Übersetzer in den Klosterschulen fertigten deutsche Übersetzungen lateinischer Gebete, etwa vom Vaterunser, wobei sie lateinisch-deutsche Wortlisten (Glossare) verwendeten. Als typisches Beispiel sei der ®"Abrogans" aus der Freisinger Domschule genannt, ein spätlat./ahd. Wörterbuch, entstanden um 765, benannt nach dem ersten lat. Stichwort abrogans = demütig, ahd. dheomodi. Der Abrogans zählt zu den ältesten Schriftzeugnissen der dt. Sprache (s. Arbeo von Freising).
Ein weiteres Beispiel der Gattung ist das Kasseler Glossar, das um 800 in der Abtei von Fulda entstand und heute in Kassel aufbewahrt wird. Das Originalwerk ist nicht erhalten geblieben, nur Teile einer Abschrift davon. Darin finden sich lateinische und romanische Wörter sowie deren althochdeutsche – bairisch gefärbte – Entsprechungen. Das Werk befasst sich vornehmlich mit Wörtern aus dem Alltagsleben, war also eher praxisbezogen als wissenschaftlich.
Als glossaria (oder vocabularia) werden auch einsprachige lexikographische Wörterbücher bezeichnet, in denen unverständliche oder schwerverständliche Ausdrücke erklärt werden.Als Beispiel hierfür sei der Glossenapparat des ®Johannes von Buch zum Sachsenspiegel genannt, der für die Rezeption der Gesetzessammlung von großer Bedeutung war.