Idylle

Aus Mittelalter-Lexikon
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Idylle, Idyll (v. grch. eidyllion = kleines Bildchen, kleines Gedicht; lat. idyllum, locus amoenus). Die Schilderung harmonischer,friedlicher Ideallandschaften - seien sie naturbelassen oder künstlich gestaltet – war schon Dichtern der grch.-röm. Antike (Catull, Ovid, Theokrit, Vergil) geläufig. In der ma. Dichtung bildeten Glücks- und Lustorte der geschilderten Art den Hintergrund zu Schauplätzen der Paradieses-Ereignisse, der Artusepik oder der Tristansage, des Minnesangs wie der Vagantenlyrik. Versatzstücke konnten Sonnenschein, Blumenduft, Vogelsang, Quellgemurmel u.ä. sein. Dies kontrastierte deutlich zu der als bedrohlich empfundenen Wildnis, wie es sie damals noch in vielen Gegenden gab.– Idyllische Kulissen finden sich auch in der Malerei der Spätgotik, etwa bei höfischen oder rustikalen Liebeszenen oder bei der Schilderung der hl. Jungfrau im Garten des Paradieses. (Beispiel: „Paradiesgärtlein“ eines oberrheinischen Meisters, um 1420, Historisches Museum Frankfurt).
Als Beispiel die Eingangsstrophe eines Liedes des Walther von der Vogelweide: Do der sumer kumen was
und die bluomen dur daz gras
wünneclichen sprungen,
alda die vogele sungen,
da kom ich gegangen
an einen anger langen
da ein luter brunne entspranc:
vor dem walde was sin ganc,
da die nahtegale sanc.
(s. Hirtenlied, Natureingang, Naturerleben, Obstgarten, Paradies (bibl.), Pastourelle)