Küchenherd

Aus Mittelalter-Lexikon
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Küchenherd (mhd. küche, kuche; v. lat. coquina; mhd. hert = das Brennende, Feuerstätte). Über die rein prakt. Nutzung als Feuer- und Kochstelle hinaus hatte der häusliche Herd (locus foci) von jeher eine stellvertretende Bedeutung für das gesamte Hauswesen. Herdstatt, Rauch und Wohnrecht fielen in eins, Wohnstätten-Erhebungen wurden anhand von Herdstellen-Zählungen getätigt, Steuern wurden nach Zahl der Feuerstellen errechnet.
Die Feuerstelle war ursprünglich in der Mitte des Raumes zu ebener Erde angelegt. Um die Glut besser zusammenhalten zu können, wurde sie mit Steinen eingefasst. Der Rauch suchte sich seinen Weg durch das Dachgebälk und die Stroheindeckung (s. Rauchhaus) und durch Abzugsöffnungen. Dabei räucherte er auch im Gebälk aufgehängte Speckseiten, Fleisch und Würste. Später wurde die Herdstelle auf einen etwa kniehohen gemauerten oder aus Lehm aufgeführten Tisch verlegt. Wieder später rückte man den Herd an eine Wand, hob ihn bis auf Hüfthöhe an und versah ihn mit einer feuerfesten Rückwand und einem Feuerhut, der Rauch und Funkenflug einfing und durch einen Schlot über das Dach ins Freie führte. Nunmehr war die Küche (Kaminküche) weniger verraucht, aber immer noch nicht rauch- und rußfrei ("schwarze Küche"). Diese Art des Küchenherds, wie er wohl in Klosterküchen entwickelt worden war, sollte sich bis ins späte 18. Jh. erhalten, als der geschlossene, an einen Schornstein angeschlossene Kochherd aufkam. Herrschaftliche Küchen waren wegen Feuersgefahr und Geruchsbelästigung häufig in alleinstehenden Nebengebäuden untergebracht. In großen Klöstern oder Herrenhäusern waren nicht selten mehrere Küchen vorhanden.
In den Häusern der stadtsässigen Handwerker und Kaufleute, wo man das Erdgeschoss als Werkstatt, Laden oder Warenlager nutzte, wurde die Küche in das Obergeschoss verlegt. Hier kam eine Feuerstelle zu ebener Erde schon deswegen nicht mehr in Frage, weil der Boden aus Holz war und vor der Hitze geschüztzt werden musste. Man errichtete an einer Wand eine knie- bis hüfthohe Feuerstelle aus Natur- oder Backstein mit feuerfester Rückwand, Rauchhaube und Kaminanschluss.
(Beispiele: Stadtmuseum im Dominikanerinnenkloster Rothenburg o.T.; Klosterküche der Abtei Seligenstadt a. Main; Küche Schloss Neuenstein [Wttbg.] im Hohenlohe-Museum)
(s. hauswirtschaftliches Gerät, Heizung)