Hauswirtschaftliches Gerät

Aus Mittelalter-Lexikon
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Beispiel: Küchen- und Hausgerät

Hauswirtschaftliches Gerät. Das Inventar hauswirtschaftl. Geräte war im FMA. bescheiden und sollte es im bäuerlichen Bereich bis weit übers SMA. hinaus bleiben. In den Klosterküchen, in den Küchen bei Hof, später auch in den Küchen der reichen Bürgerschaft wurde dagegen ein reicher Bestand an Gerätschaften entwickelt, wobei Holzgeräte zunehmend durch Gerät aus Keramik und Metall (Eisen, Bronze, Kupfer, Gelbguss, Zinn) ersetzt wurden. Edelmetalle und Glas fanden nur für Luxusgeräte der Oberschicht Verwendung.

Um über offenem Feuer kochen zu können, mussten die Töpfe entweder Stelzen haben (Dreifußtöpfe, Grapen), aufgeständert sein oder an einer Aufhängevorrichtung über dem Feuer hängen. Für die letzteren Methoden benutzte man ein Dreibein-Feuergestell oder eine galgenförmige, schwenkbare Vorrichtung (kezzelhengel, Kesselschwinge, Wendehals, Kettelboom) mit einem höhenverstellbaren Zwischenteil (Zahnstange, „Kaminsäge“), dazu einen Topf mit Bügel (Henkeltopf). Die Aufhängung mittels einer "Kaminsäge" hatte den wesentlichen Vorteil, dass man durch Höher- oder Tieferhängen des Topfes die Temperatur regeln konnte. Die meist gebauchten oder kugeligen Kochtöpfe waren aus Ton gebrannt, aus Bronze gegossen oder aus Kupfer geschmiedet. Es hat auch Stieltöpfe aus Speckstein gegeben, wie Funde aus Haithabu belegen.

Ein Kuriosität stellt der bei Aub/Ufr. gefundene Keramik-Dampfkochtopf (um 1200) dar: Der Kochtopf ist mit einem schweren, dicht schließendem Deckel versehen, in dem sich mehrere durch bewegliche Tonkugeln verschließbare Ventilöffnungen befinden. Im Inneren des Topfes steigt der Druck und damit der Siedepunkt des Wassers (auf über 100° C), wodurch die Garzeit der Speisen verkürzt wird. Die Ventilkugeln werden bei einem gewissen Überdruck angehoben und fallen nach Druckabfall in die Ausgangslage zurück, was sich jeweils durch ein rasselndes Geräusch bemerkbar macht.

Pfannen wurden auf einem Dreifußgestell über die Glut gesetzt, das an einem Ausleger eine Stütze für den Pfannenstiel hatte (mhd. phanneschalc = Pfannenknecht). Auf dem Esstisch wurde die heiße Pfanne auf einem besonderen Pfannenhalter aus Holz oder Eisen abgestellt. Außerdem kannte man einen vierfüßigen Rost, der über die Glut gestellt wurde. Er diente als Standfläche für Töpfe ohne Füsse, für Tiegel und Pfannen sowie als Grillrost. Weitere Geräte am Herd waren Feuerbock (um den Luftzutritt unter die Holzscheite zu fördern), Feuerzeug, Blasebalg oder Blaserohr, Ofenkruke (mhd. viurhake; zum Richten der Scheite und zum Zurechtschieben von Glut oder Asche), Ascheschaufel, Ofenbesen, Spanschneider (ein ca. 30 cm langes, an einem Holzuntersatz angelenktes Messer – ähnlich einer Brotgrammel), Bratspieße bzw. korbartige Bratenhalterungen und Bratbock (Ständer zur Halterung der Spieße), sowie die Glutpfanne (ndd. Doovpott), in der die Glut über Nacht aufbewahrt wurde, ohne dass durch Zugwind, umherstreichende Katzen oder freilaufende Hühner ein Brand verursacht werden konnte. Dem gleichen Zweck diente die Feuerstülpe (Sturz, Ptrenthut) aus Ton oder Eisen.

Die zum „kuchengeschir“ zählenden Töpfe, Kessel, Bratpfannen, Krüge und Kannen hatten durch die Zeiten - bei kleineren regionalen Unterschieden - eine relativ beständige, zweckgebundene Form, ebenso Teller, Tassen, Becher, Schalen, Schüsseln, Mörser (morser) und Stößel (strempfel), Reibeisen (rib-eysen), Krauthobel (hovel, krutmezzer), Nudelbank und Nudelwalker, Hack- und Schneidbrett, Siebe (für trockene Stoffe), Seier (für Flüssiges), Durchschlagtöpfe (zum Abtropfen etwa von Quark), Trichter, Fässer und Eimer. Zum Zerkleinern hartgewordenen Brotes kannte man die hölzerne Brotgrammel (s. Brot). Als Essbesteck dienten Messer und Löffel, die Gabel wurde nur zum Vorlegen benutzt. (Der Ausdruck Besteck für das Esswerkzeug bezog sich ursprünglich auf das am Gürtel getragene Futteral, in das „gesteckt“ das Essmesser mitgeführt wurde.) Bis ins SMA. hinein überwogen in bäuerlichen und bürgerlichen Haushaltungen hölzerne Schalen, Näpfe, Kannen und Becher bei weitem solche solche aus Keramik oder Zinn. An herrschaftlichen Tafeln speiste man von Silbertellern und trank aus künstlerisch gestalteten Silber- oder Glasbechern und Pokalen. (s. Essen und Trinken)

Zur Wäschepflege dienten Schlaghölzer (Wäschepleuen), mit denen die nasse Wäsche weichgeklopft wurde und Manghölzer (mit und ohne Rolle) zum Glätten der getrockneten Wäsche.

Siehe auch