Kanzler, Der

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kanzler, Der. Fahrender Sänger des 13. Jh. aus dem Oberdeutschen Sprachraum, über dessen Herkunft und Leben weiter nichts bekannt ist. Das erhaltene Werk des Kanzlers umfasst 12 Lieder (36 Strophen) und vier Spruchtöne (mit 42 Strophen). Die durchwegs dreistrophigen Minnelieder sind beinflusst von der artistischen Dichtung Gottfrieds von Neifen und Konrads von Würzburg. Nach einem ausgedehnten ®Natureingang wird das "wip" – sommers wie winters – als Quell der "froide" verherrlicht. Von größerem Einfluss als seine Lieder waren die Sprüche des Kanzlers. Diese waren noch überwiegend einstrophig, hatten seltener religiöse Inhalte, galten meist der "Herrenlehre". Seine wenigen mehrstrophigen Sprüche gelten als Vorläufer des Meisterlieds, einer seiner Töne, zu dem in der Colmarer LHS zwei Melodien überliefert sind, wurde von den Meistersingern als "Goldener Ton" übernommen. Seit dem frühen 16. Jh. wurde der Kanzler von den Meistersingern zu den Begründern ihrer Kunst gezählt (s. Zwölf Alte Meister).