Klagegedicht

Aus Mittelalter-Lexikon
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Klagegedicht (lat. vox miserabilis; mlat. lamentatio; mhd. klagemaere). Ma. Gedichtgattung zu emotionalen Themen wie Abschied von der Liebsten, Tod eines geliebten Menschen, Verlassenheit, Heimweh, Reue über die eigene Sündhaftigeit, Klage über die Verdorbenheit der Zeitumstände oder bestimmter Gesellschaftsschichten, über Krankheit und Altersbeschwerden, über Armut, über die Härten der Winterszeit, über eine verlorene Schlacht und Anderes mehr.
Als wohl ältestes Beispiel der Gattung sei der „Planctus de obitu regis Caroli Magni“, ein lat. Trauergedicht auf den Tod Kaiser Karls d. Gr. genannt. Es wurde 814. kurz nach dem Tod Karls, wahrscheinlich von einem Mönch des Benediktinerklosters Bobbio verfasst und besteht aus zwanzig dreizeiligen Strophen. Daraus die erste Strophe:
A solis ortu usque ad occidua
Littora maris planctus pulsat pectora.
Heu mihi misero!
Vom Sonnenaufgang bis zu den Meeresküsten im Westen
Erschüttert die Trauer die Herzen.
Weh mir Armen!
(s. Heimweh, Klagelied, geblümter Stil, Johannes von Saaz, Konrad von Megenberg, der Nibelungen Klage s. Nibelungenlied, Wirnt von Grafenberg)