Kraut

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kraut, Kohl, Kohlgemüse (mhd. krut, kol; lat. brassica, caulis, olus; botan. Brassica oleracea). Artenreiche Gattung der Familie der Kreuzblütler, zu der neben Rot- und Weißkohl auch Raps, Rüben, Senf, Rettich, Radieschen und ungefähr 3000 weitere Arten zählen. Gemeinsames Merkmal ist der Gehalt an Senfölen, die den typischen Geruch und Geschmack ausmachen.
Unsere Kraut- und Kohlsorten wurden schon in der Antike im Mittelmeerraum aus Wildsorten herausgezüchtet und als Speisegemüse und als Heilmittel kultiviert. Besonders die Blätter des Weißkohls wurden als Arznei zur innerlichen und äußerlichen Anwendung geschätzt. Die Klostermedizin bewertet Weißkohl als wärmend und trocknend.In seinem Kräuterbuch „Macer floridus“ beruft sich Odo Magdunensis auf Cato, wenn er Zubereitungen aus rohen, gestampften Weißkrautblättern als Auflage und Kompresse gegen alte Hautwunden, Geschwüre, Ödeme und Gicht empfiehlt sowie als innerliches Mittel gegen schlechte Säfte, Eingeweidewürmer, Verdauungsstörungen, Leibschmerzen und Menstruationsbeschwerden. „Der Geldwert dieser Arznei ist gering, ihre Heilkraft dagegen groß.“
Von der Wertschätzung des Weißkohls als Nahrungsmittel zeugt seine Aufnahme (unter der Bezeichnung "caulos") in die Landgüterverordnung Karls d. Gr. Während des ganzen MA. gehörte Kohl – neben Rüben – zu den Grundnahrungsmittel besonders der armen Leute (der „Kraut- und Rübenfresser“), bei denen Kohlsuppe und -gemüse ein alltägliche Gerichte waren. Für sein Gedeihen sorgte man durch das Abhalten abergläubischer Rituale, beispielsweise eine „Benedictio contra uermes holerum“ (14. Jh.), bei der man das Kohlfeld vor Sonnenaufgang umschritt und mit Weihwasser besprengte um die Kohlraupen zu bannen.
Pharmazeutisch wirksame Inhaltsstoffe sind Mineralien, Spurenelemente, Ballaststoffe und Vitamine (B-Komplex, C).
(s. Ernährung, Gartenbau, Gemüse, Sauerkraut)