Kugelmühlen
Kugelmühlen, Steinmühlen. Stein-Geschosse für Wurfmaschinen (s. Kriegsmaschinen) brauchten nur annähernd kugelförmig sein, wogegen Büchsenmunition aus Stein möglichst der idealen Kugelform und dem Maß der Rohrseele entsprechen mussten. Kanonenkugeln hatten einen Durchmesser von etwa 15 bis 80 cm, wurden aber – wie die Büchsen selbst – nach dem Gewicht bezeichnet (man sprach z.B. von sechs-pfünder Kugeln und Stücken). Wurden steinerne Kanonenkugeln bis zum 14./15. Jh. in Handarbeit hergestellt, so kamen noch im SMA. Werkmühlen auf, welche die Arbeit mit größerer Maßgenauigkeit und mittels Wasserkraft erledigten.
Der Arbeitsteil bestand aus einer liegenden feststehenden Steinscheibe und einer darüberliegenden rotierenden Scheibe aus Buchenholz. In beide Scheiben waren konzentrische Rillen eingearbeitet, deren Durchmesser dem gewünschten Kugelradius (zwischen 15 und 60 cm) entsprach. Die Rillenmuster von Stator und Rotor waren identisch. Die Steinrohlinge hatten so weit vorbearbeitet zu sein, dass sie sich zwischen den Scheiben nicht verkanteten. In ihre Form wurden sie durch gegenseitiges Aneinander-Reiben gebracht. Die Zufuhr von Wasser zum Schleifwerk über ein Schöpfrad sorgte für Kühlung und für das Wegschwemmen des abgeriebenen Sandes.
Für die Herstellung von Spielkugeln (Schusser, Murmeln) sorgten kleinere Anlagen mit oder ohne Rillen. Letztere werden als „freie“ Kugelmühlen bezeichnet.
Benutzte man für Kanonenkugeln vorzugsweise Hartstein (Granit), so waren Murmeln fast stets aus Marmor (mhd. marmel, mermel = Marmor). Die Bearbeitungsdauer betrug bei Kanonenkugeln einige Tage, bei Murmeln etwa 24 Stunden.
(s. Artillerie, Geschütztypen)