Missernten

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Missernten. Ernteminderung bis hin zu gänzlichem Ausfall konnten durch verschiedene Ursachen bedingt sein. Meist waren die Schäden witterungsbedingt (Dauerregen, anhaltende Dürre, ausgedehnte Sturmschäden, lange, kalte und schneereiche oder schneearme Winter), durch Schädlinge und Krankheitsbefall verursacht (Heuschrecken, Mäuse, Hamster, Schnecken, Mutterkorn) oder kriegsbedingter Willkür zuzuschreiben (Zerstörung der Felder, Wegtreiben des Viehs, Niederbrennen der Kornfelder und Häuser, Vertreibung und Ermordung der Landbevölkerung). Ernteminderung oder gar -ausfall führte infolge der geringen Produktivität und wegen unzureichender Vorratswirtschaft unweigerlich zu Teuerung und ®Hungersnöten. Diese schwächten die Widerstandskraft der Bevölkerung, was eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit nach sich zog. Aus einer Chronik der Stadt Hof (Ofr.): "Im Jahre 1482 kam in Germanien so ein schrecklicher Landsterb auf die vorgehende Hungersnot, dass die Leute in Unsinnigkeit dahinfielen wie das Vieh, also dass in Hof auf einen Tag 32 Wagen voll toter Leichname auf St. Niklas Kirchhof zum Begräbnis zusammengebracht wurden ..." – Die hungernden Massen verfielen entweder in Lethargie, suchten ihr Heil in Landflucht, ließen sich zu Diebstahl und Plünderung hinreißen oder zündeten Anwesen der Reichen an, aus Wut darüber, dass sich diese Korn zu Wucherpreisen beschaffen konnten. (Während der Hungersnöte der Jahre 1194 bis 1196 hat sich der Weizenpreis mancherorts verzehnfacht.)
(s. Dürre, Fehdehandlungen, Heuschreckeneinfälle, Hungersnöte, Naturkatastrophen, Wetter)