Pomponius Mela
Pomponius Mela (1. Jh. u.Z.) Aus Tingentera (dem heutigen Algeciras in Andalusien, der röm. Provinz Baetica) stammender Geograph, der um 40 u.Z. eine in Latein geschriebene Länder- und Völkerkunde über die zu seiner Zeit im Abendland bekannte Welt verfasste („De chorographia libri tres“, auch „Cosmographia“ oder „De situ orbis“). Mela erwähnt die Taten griechischer Götter und Helden und lässt die Menschheitsgeschichte mit dem trojanischen Krieg beginnen; er beschreibt mythische und reale Personen und Ereignisse bis zu seiner Zeitebene, als Kaiser Claudius Britannien erobert hatte (43 u.Z.). Als Geograf setzte er die Kugelgestalt der Erde voraus sowie einen Südkontinent, dessen Masse derjenigen des Nordkontinents entsprach und durch welche die Erdlage stabilisiert werde. Deren Einwohner nannte er Antichthonen (= Gegen-Erde-Bewohner). Er stützte seine Angaben sowohl auf eigene Beobachtungen, die er auf seinen Reisen gemacht hatte, als auch auf Werke antiker Autoren (Homer, Hanno v. Karthago, C. Nepos). Während er eigene Feststellungen zu Länder- und Volkskunde, zu Fauna und Flora auf realitätsnahe Weise schildert, enthalten die Zitate viel Fantasiertes (s. Antipoden, Wundervölker), vor allem, was Länder im Fernen Osten betrifft.
Melas jüngerer Zeitgenosse G. Plinius Secundus , der beim Ausbruch des Vesuvs 79 u.U. bei Pompeii zu Tode kam, beruft sich in seiner Naturalis historia mehrfach auf den P. Mela als Quelle. Das Werk fand in vielen Abschriften weite Verbreitung; die älteste Kopie soll aus dem 5. Jh. gestammt (Codex des Rusticius) haben, die älteste erhalten gebliebene aus dem 9. Jh. (Heiricus von Auxerre); nachdem die Schrift für längere Zeit in Vergessenheit geraten war, wurde sie in der ital. Renaissance wiederentdeckt (Petrarca, 1335; Boccaccio, 1355); 1471 wurde sie in Mailand, 1498 in Salamanca gedruckt. Noch Entdeckungsreisende wie James Cook (1728 - 1779) haben sich an Weltkarten nach Angaben des P. Mela orientiert.
(s. terra australis incognita)