Preußenreise

Aus Mittelalter-Lexikon
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Preußenreise (Litauenreise, Heidenfahrt). Heerfahrt europäischer Ritter nach dem Ordensland ®Preußen, um mit den Streitern des Deutschritterordens gegen die heidnischen Pruzzen und ®Litauer zu kämpfen und dabei Abenteuerlust und Ehrsucht zu befriedigen. Erstmals belegt für 1304 und mit den gleichen päpstlichen Privilegien und Ablässen versehen wie die Fahrt ins Heilige Land, dauerten die jährlichen, als Winter- und Sommerreisen angesetzten „Kreuzzüge“ bis 1422/23 an. Teilnehmer waren nicht nur Deutsche und Reichsangehörige, sondern auch Franzosen, Engländer, Schotten, Spanier, Italiener und – in den 1380er Jahren – auch Polen. Die Hatz auf „Heiden“, das Morden, Brennen und Plündern, zu welchen die Herren und Ritter samt ihren Knechten aus ganz Europa anreisten und welche sie als standesgemäßen Zeitvertreib schätzten, hörten auch dann nicht auf, als die einheimische Bevölkerung zum Christentum bekehrt war. Man rechtfertigte sich mit der Behauptung, die Christianisierung sei nur vorgetäuscht, in Wirklichkeit wären Preußen wie Litauer und alle eingesessenen Stämme verstockte Heiden und Feinde Christi geblieben. Erzbischof Friedrich von Riga meldet an den Papst in Avignon, der Orden habe 1308 in Danzig zehntausend Christen erschlagen. Eine päpstl. Bulle von 1403, die dem Orden bei Androhung des Bannes weitere Kriegshandlungen untersagte, blieb ohne Erfolg. Erst der Friede von Melnosee (1422), vereinbart zwischen dem Ordensstaat auf der einen, Polen und Masowien auf der anderen Seite, brachte einen deutlichen Rückgang der Übergriffe.