Reichenauer Malerschule

Aus Mittelalter-Lexikon
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Reichenauer Malerschule. Unter den Karolingern wurde das Kloster ®Reichenau zu einem der wichtigsten Zentren der christl. Bildungsarbeit, und unter den Ottonen erlebte hier die deutsche Bildkunst ihren Höhepunkt. Als Werkbelege der international angesehenen Reichenauer Malerschule sind zu nennen: 1.) Die Monumentalmalerei im Obergaden des Langhauses der Georgskirche (Obernzell), mit Darstellungen der Wundertaten Jesu. Die Bildfolgen – entstanden im 10. Jh., restauriert 1982-88 – sind in spätantikem Stil gehalten und von Mäander- und Rankenmuster gerahmt. 2.) Das Evangeliar für Erzbischof Gero von Köln (2. Hälfte des 10. Jh.), dessen Maler noch ganz in der karolingischen Tradition steht. 3.) Das Evangeliar Ottos III., in dem eine Wandlung von der antiken Körperhaftigkeit zur ma. "Formel" und zur Betonung der Gebärde vollzogen ist. Der Bildausdruck wird durch Architekturen-Hintergrund gesteigert. 4.) Das Perikopenbuch, das von König Heinrich II. im Jahre 1012 anlässlich der Weihe des Bamberger Doms gestiftet wurde. Mit diesem Werk erreichte die Reichenauer Schreib- und Malkunst eine letzte Steigerung. Einige der 28 großen Bilder-Szenen gehen über zwei Seiten, die Figuren vermitteln vor weitem Goldhintergrund mit feierlichen Gebärden den Eindruck von Erhabenheit und Zeitlosigkeit christlicher Heilslehre.
(s. Evangelistar, Perikopenbuch)