Seidenstraße

Aus Mittelalter-Lexikon
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Seidenstraße (Begriff aus dem 19. Jh., eingeführt von dem dt. Geografen Ferdinand von Richthofen. Er ist insofern irreführend, als nicht nur Seide sondern eine Vielzahl von Handelsgütern befördert wurden und als es sich nicht um eine einzige Straße sondern um ein Geflecht von Verkehrdwegen handelte.) - Schon im Altertum hatten Handelsbeziehungen zwischen Europa und dem Fernen Osten bestanden. Die Waren – ausschließlich Luxusgüter wie Edelsteine, Gewürze, Jade, Porzellan, Seide, Arznei- und Färbemittel – wurden nicht von der gleichen Karawane über die gesamte Strecke transportiert, vielmehr wurden Teilstrecken von Händlern des jeweiligen Großraums im Pendelverkehr bereist. Chinesische Händler brachten ihre Waren westwärts auf den Weg, übergaben sie am östl. Rande der Takla-Makan-Wüste an innerasiatische Nomadenhändler, die auf einer nördl. oder südl. Route nach Kaschgar, und von dort über Taschkent und Samarkand nach Merv zogen. Hier trafen auch die Karawanen aus Indien ein. Von persischen Zwischenhändlern wurden die Güter über Hecatompylos nach Ekbatana befördert, wo sich die Karawanenwege teilten: auf einer nördlichen Route ging es über Täbris zur Wolga, auf einem westlichen Zweig über Edessa nach Byzanz und auf einer südlichen, arabischen Route nach Damaskus und Alexandria. Eine Karawane hätte für die einfache Strecke zwischen dem Mittelmeer und China (ca. 10.000 km) drei bis vier Jahre gebraucht. Hätte ein Händler die gesamte Hin- und Rückreise unternommen, wäre er sechs bis acht Jahre unterwegs gewesen. Seidenstoffe und Jade aus China, Gewürze und Edelsteine aus Indien, die auf diesem Wege ans östl. Mittelmeer gelangt waren, wurden auf dem Seeweg nach Venedig gebracht. Hier konnten dann auch Händler aus Deutschland einkaufen.
(s. Bernsteinstraße, Weihrauchstraße)