Sonne und Mond

Aus Mittelalter-Lexikon
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Sonne und Mond (lat. sol, luna). Himmelskörper, die nach ma. Auffassung zu den Planeten zählten und sich auf kreisförmigen Bahnen um die feststehende Erde bewegten. In der ma. Symbolik stand – etwa von 1000 an – sol für gratia, ecclesia und vita, luna für lex, synagoge und mors (Uta-Evangelistar aus Regensburg, um 1020, München, Staatsbibliothek). Vordem waren von verschiedenen Kirchenvätern sol mit Christus und luna mit Maria (daher das Bild der "Mondsichelmadonna") gleichgesetzt worden. Nach antikem Vorbild wurden Sonne und Mond als Mann bzw. Frau auf einem Wagen dargestellt, der von Pferden bzw. von Rindern gezogen wird (Hortus deliciarum [12. Jh.] bzw. Vorderdeckel des Perikopenbuchs Heinrichs II. [um 1012]). Im SMA. werden Sonne und Mond zunehmend naturalistischer dargestellt. Die Sonne erscheint als Strahlenscheibe mit eingezeichnetem Gesicht, der Mond erscheint im 14. Jh. als Vollmond mit Gesicht, ab dem Beginn des 15. Jh. meist als Sichel. Profan-symbolisch wird der Mond im SMA. mit der wankelmütigen Fortuna gleichgesetzt (Carmen buranum 17). In der Alchemie stand sol für Gold, luna für Silber.
(s. Astronomie, Kosmologie, Mond, Sonnenfinsternis, Sphärenmodell).