Tjost
Tjost (mhd., auch tjust, just, schust; von afrz. jouste, joute, aus lat. iusta pugna = regelgerechter Kampf oder aus lat. iuxta = unmittelbar nebeneinander; auch: „das löblich gemain deutsch stechen“). So wurde eine Turnierkampfart genannt, bei der die berittenen Kontrahenten (tjostierer, tjostiure) mit dem durch eine dreizackige Krone stumpfgemachten Speer in voller Rüstung so oft gegeneinander anrannten, bis ein Speer splitterte oder einer der Kombattanten aus dem Sattel fiel. Die Speerspitze war dabei quer über den Nacken des Pferdes gelegt und auf den Schild, das Visier oder die Helmschnur (das Kinn) des Gegners gerichtet. War ein Gegner aus dem Sattel geworfen, wurde der Kampf zu Fuß mit dem Streitkolben und dem (stumpfen) Schwert fortgesetzt. Der Sieger kämpfte gegen einen Sieger anderer Zweikämpfe, bis schließlich ein Gesamtsieger feststand. Das Tjostieren auf abgeschranktem Raum entstand wohl aufgrund der Tatsache, dass immer größere Zuschauermengen dem Kampfspiel zusehen wollten und diesem umso besser folgen konnten, auf je weniger Kämpfer und je eingegrenzteres Areal es beschränkt war. Größere Gruppengefechte, die weitläufig im Gelände ausgetragen wurden, konnten nur punktuell beobachtet werden; entscheidende Momente von Sieg oder Niederlage mitzubekommen, war Glücksache.
Das Tjostieren über eine Mittelplanke (s. Plankengestech) ist wohl in Portugal oder Spanien aufgekommen und hat Deutschland über Frankreich in der zweiten Hälfte des 15. Jh. erreicht; die Mittelplanke sollte verhindern, dass die Turnierrösser gegeneinander prallten und sich dabei verletzten. Bei Tjosten nach franz. Sitte wurde eine Vielzahl von Zweikämpfen gleichzeitig durchgeführt.
(s. Turnier)