Weizen
Weizen (mhd. weize, ahd. weizzi = der Weiße, von der Farbe des Mehls; Triticum vulgare oder aestivum). Wurde als Winter- und Sommergetreide angebaut, verlangt fruchtbaren Boden und mildes Klima und spielte in dem hier behandelten geographischen Rahmen erst in der Römerzeit eine bedeutende Rolle (vor allem am Niederrhein, am Unterlauf der Maas, im Mündungsgebiet der Schelde). Nach dem Abzug der Römer ging der Weizenanbau nördlich der Alpen wieder zurück, und fand auch im FMA. nur äußerst geringe Verbreitung. Bis zum SMA. wuchs die Weizenproduktion an – nicht zuletzt aufgrund des Bedarfs an weißem „Herrenbrot“ für die christliche Liturgie –, blieb aber im wesentlichen auf die klimatisch begünstigten Gebiete westlich des Rheins und in Südniedersachsen beschränkt. Weizenmehl wurde für Feingebäck, Weißbrot und ®Hostien verbacken.
Der Nährwert des Weizenmehls liegt neben dem Gehalt an Kohlehydraten und Eiweiß in Inhaltsstoffen wie B-Vitaminen, Vitamin E, Eisen, Calcium, Kalium, Magnesium, Mangan und Zink.
Von den mit Weizen verwandten Getreidearten wurden angebaut ®Einkorn (Triticum monococcum), ®Emmer (Zweikorn; Triticum dicoccum) und Spelt (Triticum spelta; mhd. spelce, dinchil, tinkel; s. Dinkel)
Das als "Macer floridus" bekannte Handbuch der Klostermedizin enthält ein Rezept gegen Geschwüre und Antomiusfeuer: "Koriandersaft, nur mit Essig gemischt, und die Krume von reinstem Weizenbrot, mit diesem Saft getränkt, lindert jegliche Fieberhitze."
Hildegard v. Bingen schreibt vom Weizen: "Der W. ist warm, eine volle Frucht ohne Fehl. Das Mehl ... ist zuträglich für Gesunde und Kranke. ... Wer aber wegen Mangel an Gehirn an Verrücktheit leidet, dem soll man die ganzen, in Wasser gekochten Weizenkörner als warmen Umschlag an den Kopf legen, wodurch das Gehirn vermehrt und gekräftigt wird." - Gegen Hundebisse empfiehlt sie eine Paste aus Weizenmehl und Eiweiß, gegen Haarausfall eine salbe aus Bärenfett und Asche aus Weizen- oder Dinkelstroh.
Im Volksglauben galt W. - wie auch die Körner anderer Getreidearten - als Fruchtbarkeitssymbol und erscheint als solches in Hochzeitsbräuchen. Um Aussaat und Gedeihen der Körnerfrucht gab es eine Vielzahl von magischen Bräuchen.
Ein volksheilkundliches Rezept gegen Krätze bestand darin, dass der/die Kranke sich in der Walpurgisnacht nackend im Weizenfeld wälzte. Sommersprossen vergingen, wenn man sie mit Tau von blühenden Weizenähren netzte.
(s. Getreide, Mehl)