Hostie

Aus Mittelalter-Lexikon
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Hostie (lat. hostia = Opfer, Sühnopfer). Bei der kultischen Feier des Abendmahls wurden in früchchristl. Zeit die von den Gläubigen dargebrachten Naturalgaben benutzt, vor allem Brot und Wein. Während die Ostkirche bei dem ursprünglichen, gesäuerten Brot blieb, wurde in der röm. Kirche vom 11./12. Jh. an ungesäuertes Brot aus reinem Weizenmehl verwendet, das in flache runde Fladen (Oblaten) portioniert gebacken wurde, die mit christl. Bildmotiven geziert waren. Ungesäuertes Brot deswegen, weil Christus in der Osterwoche, wo es bei Todesstrafe verboten war, das Brot zu säuern, mit Sicherheit ungesäuertes Brot gegessen hat. Die Vorschrift, reines Weizenmehl zu verwenden, geht auf Thomas von Aquin zurück; ihm erschien es unmöglich, dass die Hostie aus etwas anderem als dem besten Mehl (Herrenmehl; s. Weizen) gemacht sein könnte.
Im 12./13. Jh. entwickelten Theologen die Lehre von der Transsubstantiation, also von der Wandlung der Substanz "Brot" in die Substanz "Leib Christi", wodurch die Hostienverehrung einen bedeutenden Aufschwung erfuhr. Auf diese Zeit geht der liturgische Brauch zurück, die Hostie nach der Wandlung hocherhoben der Gemeinde zu zeigen. Einem frommen Volksglauben nach war einer, der die konsekrierte Hostie geschaut hatte, für den Rest des Tages vor Unglück sicher.
Im Volksglauben galten konsekrierte Hostien magische Objekte; man verwendete sie als Talisman, als Abwehrmittel gegen Unwetter, Feuer oder Dürre, als Heilmittel, als Abortivum oder auch als Gift.
(s. Abendmahl, Blutwunder, Fronleichnamsfest, Oblaten, Hostienfrevel, Sakramentenzauber)