Wiesen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Wiesen (mhd. wise; lat. prata). Grünland, das zur Gewinnung von ®Heu (mhd. houwe) und ®Grummet (mhd. grüen-mat) genutzt, gelegentlich nach der Mahd auch von Rindern beweidet wurde (einschürige, selten zweischürige W.). Meist in siedlungsnahen Feuchtgebieten (Fluss- und Bachauen) gelegen. Obwohl Heu und Grummet das einzige Futter waren, mit dem Vieh überwintert werden konnte, machte der Anteil der Wiesen am landwirtschaftlichen Nutzland nur einen geringen Prozentsatz aus. Nur in ausgedehnte Flussniederungen und an der Marschenküste, wo keine Wälder gediehen, gab es großflächige Naturwiesen. Letztere waren jedoch wegen der großen Niederschlagsmenge für die Heuwerbung kaum geeignet. Naturwiesen gab es auch in den Bergregionen (s. Almwirtschaft). Durch das regelmäßige Mähen der ständig als Wiesen genutzten Flächen entstand eine typische, den Heuertrag verbessernde Wiesenflora. Die Wiesengrößen bemaßen sich üblicherweise nach der Anzahl der als Ernte erwarteten Heufuhren (carradae). Zu einer allgemeinen Ausweitung der Wiesenflächen kam es im Gefolge der sma. ®Agrarkrise. Für den bodennahen Grasschnitt und für ein weniger strapaziöses Mähen wurde spätestens im ausgehenden 5. Jh. die Sichel zur Sense umgebildet.
Magere (trockene), wenig ertragreiche Wiesen wusste man durch ® Düngung und Bewässerung zu verbessern. Einschürige Wiesen wurden nach der Mahd beweidet.
Weideflächen von Schafen und Ziegem lagen vor allem in steinigen bis felsigen Hanglagen. In manchen Gegenden wurden von Bäumen und Büschen Blätter abgestreift ("Lauben") oder mit der Sichel belaubte dünne Äste abgeschlagen ("Schneiteln") und in Mieten oder Scheunen eingelagert, bis sie als Futter ("Laubheu") oder Einstreu verwendet wurden.