Zaubereihochschulen

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zaubereihochschulen. Als Meister in der Kunst der Astrologie, Alchemie, Wahrsagerei, Zauberei und Dämonenbeschwörung galten spanische Mauren und Juden, welche an den Hohen Schulen in Toledo, Sevilla, Salamanca, Granada oder Cordoba neben herkömmlichen Studien auch Seminare in Zauberkunst (zouber-list, -schaft; ars negromantica) absolviert hatten. Diese Seminare fanden sowohl öffentlich wie an geheimen Orten (loca subterranea, crypta profundissima) statt. Der Ruf der sarazenischen Zauberlehrer hat auch christliche Studenten nach Spanien gezogen, wie der Chronist Wilhelm von Malmesbury im 12. Jh. berichtet. Zu diesen hat Gerüchten zufolge auch ®Gerbert von Aurillac gehört, der nach einem Magie-Studium in Sevilla und mit Hilfe eines dort gestohlenen Zauberbuches als Silvester II. zum Papst gewählt worden sein soll. In Toledo studierte und wirkte im 12. Jh. ®Gerhard von Cremona, zu dessen Werken neben vielen Übersetzungen auch eine „Geomantia et practica planetarum“ zählt. Caesarius von Heisterbach (1180-1240) berichtet von Schülern aus Schwaben und Bayern, die in Toledo ars necromatica studiert und dort eine Geisterbeschwörung in praxi miterlebt hatten. Von einem Dominikanermönch des 13. Jh. geht die Legende, dieser sei – vom Teufel verführt – zum Studium der Magie („magicas artes“) nach Toledo gegangen, habe sich mit dem eigenen Blut dem Lucifer verschrieben, in geheimen unterirdischen Höhlen sieben Jahre lang die Zauberkunst erlernt und sei dann nach Paris gegangen, wo ihn seine Künste zu einem erfolgreichen Arzt gemacht hätten.
Nachdem Ende des 15. Jh. Mauren und Juden aus Spanien vertrieben und die magischen Studien verboten worden waren, soll es nur noch geheime und weniger bedeutende schwarze Schulen in Italien, Frankreich, Deutschland, Böhmen und Polen gegeben haben.
Der Grund für die Annahme verrufener Teufelsschulen in Spanien dürfte darin gelegen haben, dass die dortigen arabisch-jüdischen Schulen in fast allen Disziplinen auf einem derart hohen Niveau standen, dass es der abendländischen Christenheit als übermenschlich suspekt sein musste.
(s. islamische Wissenschaften, Zauberei der Muslime)