Antichrist

Aus Mittelalter-Lexikon
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Antichrist (Entchrist, Widerchrist). Widersacher Christi, soll in der Weltendzeit, nach verbreiteter Annahme dreieinhalb Jahre vor dem Jüngsten Gericht, erscheinen (s. Chiliasmus). Der Antichrist – Sohn des Satans und eines babylonischen Weibes – ist die Personifizierung aller gegen die göttliche Absicht wirkenden Kräfte. Er verleugnet die Gottessohnschaft Christi und entspricht, freilich ungewollt, dem dualistischen Glauben von den zwei Mächten (s. Manichäismus). Er gewinnt dank seiner dämonischen Künste Gewalt über geistliche und weltliche Mächte, bis er in der endzeitlichen Schlacht von Armageddon von den göttlichen Heerscharen – angeführt von Christus oder dem Erzengel Michael – überwältigt und getötet wird.
In ma. Darstellungen erscheint er meist in der Gestalt des Teufels. Die Juden, Nero, Mohammed, der Islam, Papst Johannes XXII, Heinrich IV., Friedrich II., John Wyclif, die Hussiten wurden von den jeweiligen christlichen Gegnern als "Antichrist" bezeichnet. Die Idee des Antichrist stammt aus der jüd. Apokalyptik (Jesaja, Daniel) und der Offenbarung Johanni (XII, 1-6), dem letzten Buch des Neuen Testamentes: „Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung“. Die Antichrist-Vorstellung wurde in der Schrift „De ortu et tempore antichristi“ des Adso von Montier-en-Den (gest. 992) für das ganze MA. verbindlich ausformuliert, durch ®Joachim von Fiore (um 1132 - 1202) aktualisiert und im ®Antichristspiel des SMA. für kirchl. Einflussnahme auf die politische Meinung des Volkes genutzt.
Die islam. Entsprechung des Antichrist ist der ad-Daggal (= Betrüger). Nach dessen tyrannischer und betrügerischer Herrschaft von 40 Tagen (auch 40 Jahren) erscheint das Ende der Zeiten, in dem die ganze Menschheit sich zum Islam bekehrt.