Chiliasmus

Aus Mittelalter-Lexikon
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Chiliasmus (v. grch. chiliasmos = tausend; auch Millenarismus, v. lat. mille = tausend; christl. Vorstellung vom ewigen Reich des Friedens). Nach der Offenbarung Johanni (20,1-15) sollte auf die Fesselung des Satans ein tausendjähriges (= langwährendes) Reich der Gerechten folgen, an dessen Ende die endgültige Vernichtung des Teufels und aller böser Geister und das Jüngste Gericht erwartet wurden. Besonders im 11. – 13. Jh. waren viele Christen durch die klimatischen, sozio-ökonomischen und spirituellen Umbrüche und Nöte ihrer Zeit in mystisch-endzeitliche Erwartungshaltung versetzt. In der Überzeugung, das erhoffte Endzeitalter sei bereits angebrochen, taten sie sich zu schwärmerischen, nicht selten militanten Gemeinschaften zusammen, um teils durch mönchisch-asketische Lebensweise, teils durch radikal-kommunistisches, libertäres und promiskuitives Sektierertum sich des Tausendjährigen Reiches würdig zu erweisen. Wegen ihrer feindseligen Haltung gegenüber der kath. Amtskirche und ihres anarchistischen Auftretens wegen wurden sie von der Kirche und den weltl. Mächten verfolgt und in großer Zahl getötet.
Den Beginn des Friedensreiches erwarteten gelehrte Zukunftsdeuter einmal für das Jahr 1000, dann wieder für 1033, 1260, 1348, 1368 usf. Auf dem Boden des Chiliasmus wucherte auch das Unwesen der ®Flagellanten. Ein prominenter Vertreter des Endzeitglaubens war Joachim von Fiore, nach dessen Prophezeiung das dritte Reich – nach den Reichen des Vaters und dem des Sohnes das "Reich des Hl. Geistes" – 1260 hätte anbrechen müssen.
(s. Amalrikaner; Antichrist; Beheim, Hans; Joachim von Fiore; Schmid, Konrad; Taboriten)