Bußpredigt

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bußpredigt. Bußpredigten wurden gehalten, um das Kirchenvolk auf die Fastenzeit einzustimmen, zur Teilnahme an Wallfahrten oder Kreuzzügen aufzureizen oder zur Spende für bestimmte Zwecke (z.B. Almosen, Kirchen- oder Brückenbau) geneigt zu machen. Dazu konfrontierten die Prediger ihre Hörerschaft mit deren Sünden und Verfehlungen, mit dem daraus erwachsenden Zorn Gottes und mit den zu erwartenden Strafen. Sie geißelten die sittlichen Verfehlungen aller Stände, ergingen sich über kleine Unarten wie Putzsucht der Frauen oder Spielleidenschaft der Männer bis hin zu schweren Verfehlungen wie Gotteslästerung, Raub oder Mord. Den ob ihrer Sünden zerknirschten Hörern wurden dann drastisch die Martern der Hölle ausgemalt und zuletzt Wege und Mittel zur Errettung aufgezeigt. Bußprediger bedienten sich der Volkssprache; sie fesselten ihre Hörerschaft durch eingeflochtene Sprichwörter und Redensarten, durch bildhafte Vergleiche und Wortspiele, durch Rätsel und Zahlenspiele, durch drastische Übertreibungen und ergreifende Märlein (s. exemplum) und durch stlistische Mittel wie Wechselrede oder Selbstgespräch. Bußpredigten, wie etwa die des Berthold von Regensburg, sind meist als Nachschriften in lat. Sprache überliefert. Sie stellen vorzügliche kulturgeschichtliche und volkskundliche Quellen dar.
(s. Ablass; Berthold von Regensburg; Buße (Theol.); Predigt)