Burgtor

Aus Mittelalter-Lexikon
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Burgtor. Der Zugang zur Burg war in seiner einfachsten Form ein rund- oder spitzbogiger Mauerdurchbruch, bei aufwendigerer Bauweise war er in einem eigenen Besfestigungsbau, dem Torbau, untergebracht. Das Portal war gleichsam die Visitenkarte der Burg, und daher oft mit Bauplastik und dem Wappen des Burgherrn geschmückt. Der Durchgang bzw. die Einfahrt konnte durch das Burgtor geschlossen werden, das meist zweiflügelig war und in einem Torflügel noch einen Durchschlupf (Mannloch, Katzenloch) hatte. Es war aus mehreren Lagen starker Bohlen gezimmert, außen mit Eisenbändern und Nägeln beschlagen oder gegen Brandlegung mit Eisenblech oder mit Rindshaut bewehrt. Die Verriegelung geschah mit starken Balken, die – um Rammstößen besser standhalten zu können – ins Mauerwerk eingeschoben wurden. Bei manchen Burgen führt das Mannloch nicht durch einen Torflügel, sondern seitlich vom Tor durchs Mauerwerk. Der Zutritt wurde dadurch erschwert, dass eine hohe Schwelle zu übersteigen war und dadurch, dass die weniger als mannhohe Öffnung nur gebückt durchschritten werden konnte. Zur äußeren Sicherung des Burgtors kamen meist ®Graben unde ®Zugbrücke, zur inneren ein ®Fallgatter hinzu. Letzteres bedingte i.a. die Anlage eines Torturms zur Aufnahme des hochgezogenen Gatters. Häufig gab es an einer verborgenen Stelle der Burg ein kleines, durch Buschwerk verdecktes Türchen (die ®Poterne), durch welches während einer Belagerung Burgbewohner heimlich nach draußen gelangten. Damit Ankömmlinge sich bemerkbar machen konnten, gab es am Tor ein ®Schlagbrett oder einen Türklopfer (Parzival [182]: "einen rinc er an der porte vant, den ruorter vaste mit der hant").
Die Sicherheit einer Kernburg wurde dadurch erhöht, dass sie nur durch mehrere vorgelagerte Torbauten – mit oder ohne Zwinger – erreicht werden konnte. Als Beispiel hierfür sei Burg Falkenstein (NO-Harz, über dem Selketal; 12. – 15. Jh.) genannt, deren innerster Hof durch sieben hintereinander gestaffelte Torbauten gesichert war. Ein äußerer Graben, der bei Spornburgen wenigstens als Halsgraben angelegt war, sicherte das Burgtor zum Hinterland hin. Dem Querschnittsprofil nach unterscheidet man den im MA. seltenen V-förmigen Spitzgraben und den einem Rechteck angenäherten Sohlgraben. Bei der letzteren Form bildeten Steinmauern die Seitenwände. Grabenbreite und –tiefe waren je nach Geländeform, Gefährdungsgrad, Bodenbeschaffenheit und Kapitaleinsatz höchst unterschiedlich. Von bedeutender Tiefe waren die Halsgräben vor Spornburgen. Der Nürnberger Stadtgraben am Maxtor hatte bei einer Breite von ca. 25 m feldseitig eine 8,5 m und stadtseitig eine 12 m hohe Mauerflanke.