Dorn, Stachel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Dorn, Stachel (mhd. dorn, stachel; lat. spina, aculeus). Dornen sind spitze, starre, holzige Gebilde an den Zweigen von Pflanzen verschiedener Art, ihrer Entstehung nach umgebildete Organe (Triebe. Blätter), durchzogen von Leitbündeln zur Versorgung mit Nährstoffen (Wasser, Zucker). Dornen sind demnach von Pflanzen-Stacheln zu unterscheiden, die keine umgebildeten Organe sind, sondern Bildungen ausschließlich der Epidermis. Beide Begriffe werden in der Alltagssprache häufig synonym verwendet, so hat z.B. die Rose nicht die sprichwörtlichen Dornen sondern Stacheln, wogegen der Stachelbeer-Strauch Dornen hat.
Die Dornenkrone Christi soll aus Reisern des Schwarzdorns (Schlehe) geflochten gewesen sein. Reliquien davon, wie sie in einigen Wallfahrtskirchen verwahrt wurden, begannen an Karfreitagen zu bluten, was aber wunderbarerweise nur von Gläubigen gesehen werden konnte – „die Hart- oder Ungläubigen sehen nichts, sollten diese auch die Brille auf ihre Nasen setzen“. (Beispiele: Benediktinerkloster Donauwörth, Franziskanerkloster Valencia, Nonnenklöster in Brixen, Policastro (Kalabrien) und Canossa.)
Im ma. Aberglauben galten Dornen wie andere spitze Gegenstände als Abwehr gegen Dämonen und Hexen (Apotropäikum), und so hängte man dornenbesetzte Reiser im Wohnhaus und im Stall auf. - Bei Gewitter suchte man Schutz vor Blitzschlag unter einem Dornstrauch und gegen das Anhexen von Milchlosigkeit nagelte man einen Dornzweig über die Stalltüre. Von besonderer Wirkkraft waren Zweige, die in der Johannis- oder Walpurgisnacht geschnitten worden waren.
(Beispiele zu Dorn s. Berberitze, Schlehe, Tinte, Weißdorn; zu Stachel s. Gebück, Hagebutte, Rose)