Mittelhochdeutsch

Aus Mittelalter-Lexikon
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Mittelhochdeutsch (Mhd.). Bezeichnung für die dt. Sprache der Zeit von 1050 bis 1350 im hochdeutschen (ober- und mitteldeutschen) Raum. Sie wird sprachlich in drei Abschnitte gegliedert: das Frühmittelhochdeutsche (1050 - 1180), die mhd. Blütezeit (1180 - 1230) und das Spätmittelhochdeutsche (1230 - 1350). Autoren waren im wesentlichen Kleriker für die Frühzeit, Kleriker und Herren (Ritter) für die Blütezeit, Kleriker und Bürgerliche für die Spätzeit. Als literarische Blütezeit des Mhd. wird die "staufische Klassik" angesehen, die Zeit der größten Machtentfaltung der Staufer zwischen 1184 (Mainzer Hoffest) und etwa 1230. Mit der mhd. Literatur wird an nationalsprachliche Bestrebungen der Karolingerzeit angeknüpft. Frz. Wertvorstellungen und Kunstformen werden übernommen, volkstümliche Themen aufgegriffen und Berichte aus orientalischen Märchenwelten fortgesponnen.
Werkbeispiele:
a) fmhd.: ®Ezzolied, ®Annolied, ®Alexanderlied, ®Kaiserchronik, ®Spielmannsdichtung
b) staufische Klassik: ®höfische Dichtung, ®höfischer Roman, ®Heldenepik, ®Minnesang
c) spätmhd.: ®Meistersinger, ®Meistersang, ®Minnesang (späthöfischer)
Mit dem Mhd. der staufischen Klassik entsteht – bei weiterbestehenden Dialektunterschieden – eine weitgehend einheitliche Literatursprache. Diese löst sich im SMA. wieder auf, zugunsten einer Vielfalt von Dialekten, Fach- und Berufssprachen sowie regionaler Schreibsprachen. Für das Mhd. gibt es, ebenso wie für das Ahd., keine fixierte Rechtschreibnorm, die der heutigen vergleichbar wäre. Somit muss man damit rechnen, dass ein Wort in verschiedenen Texten, aber auch im gleichen Text, in unterschiedlicher Schreibweise erscheint. Die Vokale der Nebensilben werden zu e abgeschwächt: ahd. bidurfun, mhd. bedürfen; ahd. hirti, mhd. hirte. Bei stimmhaften Konsonanten tritt Auslautverhärtung ein: ahd salig, mhd saelec.
Ein mhd. Textbeispiel aus einer Predigt Bertholds von Regensburg aus der Mitte des 13. Jh.: "Der almehtige got hat uns geben zwei groziu buoch uns Pfaffen, da wir an lernen unde lesen unde singen. Alliu diu dinc der uns not ist zuo der sele unde zuo dem libe, alle tugende der wir bedurfen ze gote unde zer werlte ....."