Pilgerstraße nach Rom

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Pilgerstraße nach Rom. Dem scholastischen Denker Alanus ab Insulis (~1120-1203) wird der Satz zugeschrieben "Mille viae ducunt hominem per saecula Romam" (Tausend Wege führen den Menschen zu aller Zeit nach Rom), der uns in der Form "Viele (alle) Wege führen nach Rom" geläufig ist. Tatsächlich hatte im MA. eine Vielzahl von Pilgerwegen aus allen Regionen Europas ®Rom als den Ort der heiligster Stätten (Apostelgräber, Kirchen, Reliquien) zum Ziel. Nachfolgend zwei Rom-Straßen deutscher Pilger:
In Nürnberg sammelten sich die Rompilger aus dem Rheinland, aus Sachsen, Thüringen und Böhmen. Sie erwiesem dem Patron der Pilger, St. Sebaldus, in der Sebaldskirche ihre Reverenz, und machten sich nach ein- oder zweitägiger Rast auf den Weg nach dem fernen Rom. Ihr Weg führte sie – streckenweise auf alten Römerstraßen – über Weißenburg und Augsburg nach Lindau im Bodensee. Durch das obere Rheintal gelangte man nach Chur, einem der ältesten Bischofssitze nördl. der Alpen. Mit oder ohne Führer und Träger wurden Julier- und Malojapass überschritten; über Chiavenna kam man an das Nordende des Comer Sees, der – trotz drohender Gefahr von Piratenüberfällen – meist zu Schiff bis nach Lecco am südl. Ende durchfahren wurde. In Mailand war das Grab des S. Ambrogio in der gleichnamigen Kirche aufzusuchen, in Pavia die Kirche S. Michele. Auf Höhenwegen gelangte man über den Appennin nach Lucca an der Kreuzung der Via Cassia und der Via Aurelia. Auf der Via Cassia durchquerte man die Toskana, gelangte über S. Gimignano und Siena nach Latium. Über Bolsena am Ostufer des gleichnamigen Sees und Viterbo erblickte man nach einer Gesamtreisezeit von wenigstens 40 Tagen vom Mons Gaudii aus das ersehnte Ziel, Rom, wo man in der Scola Francorum oder bei S. Maria dell Anima Unterkunft fand. Drei oder vier Tage mussten genügen, um die sieben röm. Hauptkirchen zu besuchen, danach war die Aufenthaltserlaubnis abgelaufen und der Heimweg musste angetreten werden.
Albert von Stade beschreibt in seiner Weltchronik die Reiseroute, die er 1236/37 für seine Rom-Fahrt gewählt hatte, und die wohl von vielen norddeutschen Rom-Pilgern benutzt wurde: Der Hinweg führte über Bremen, Münster (Westfalen), Maastricht, Reims, Troyes, Lyon, Chambery, Turin, Piacenza, Bologna, Florenz und Siena nach Rom. Der Rückweg nach Stade folgte der Route über Arezzo, Padua, Trient, Bozen, Brixen, Innsbruck, Mittenwald, Oberammergau, Augsburg, Donauwörth, Dinkelsbühl Rothenburg, Ochsenfurt, Würzburg Schweinfurt, Bad Neustadt/Saale, Meiningen, Schmalkalden, Gotha, Nordhausen, Wernigerode, Braunschweig, Celle und Bremen.
(s. Pilgerstraßen, Römerfahrten, Romfahrten, Via Francigena)