Thomas von Chantimpre

Aus Mittelalter-Lexikon
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Thomas von Chantimpre (Thomas Cantimpratus, Th. v. Brabant, Th. v. Bellinghem; um 1201 - um 1270). Gebürtig aus Bellinghem bei Leuwis (südwestl. v. Brüssel), zunächst Kanonikus in der Augustinerabtei Chantimpre bei Cambrai (1217), trat später ind den Dominikanerorden in Löwen ein (1232), studierte bei Albertus Magnus in Köln und wurde nach einem Aufenthalt in Paris Subprior und Lektor des Löwener Konvents.
Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Naturwissenschaften. Sein an Galen und Avicenna geschultes Wissen fasste er in der 20-bändigen Enzyklopädie "Liber de natura rerum" (um 1240) zusammen. Hierin ist neben Abhandlungen zur Anthropologie, zu Steinen, Metallen, Planeten, zu Meteorologie, Botanik und Zoologie eine umfassende Frauenheilkunde und Geburtshilfe enthalten. Von der Verbreitung des Werks zeugen 44 erhaltene Handschriften. Es wurde ins Deutsche, Französische und Niederländische übersetzt. ®Konrad von Megenberg hat sein "Buch der Natur", das erste umfassende naturkundliche Werk in deutscher Sprache, darauf aufgebaut.
In seinem geistlich-moralischen "Bonum universale de apibus" („Das Gemeinwohl bei den Bienen“; um 1255) vergleicht er seine Erkenntnisse über das Leben im Bienenstock mit dem Leben der Klostergemeinschaften. (Band I handelt von den Vorgesetzten, Band Ii von den Untergebenen.) Er ermahnt die Mönche, Disziplin, Fleiß, Keuschheit und Gastfreundschaft der Bienen nachzuahmen. (Das Werk hatte ursprünglich den Titel "Bonum universale de apibus sive miraculorum et exemplorum memorabilium sui temporis libri duo".) Thomas' Werke erreichen zwar nicht das Niveau derer Roger Bacons, waren aber bei Zeitgenossen weitaus beliebter. Sie enthalten "neben novellistischenund legendären Motiven vielerlei aus dem Bereich abergläubischer Vorstellungen: Entrückung, dämonische Wesen, succubi und incubi, Wahrsagung, Hexen, Zauber u. dgl." (Zit. HDA IIX, Sp. 769).
(s. Bienenkunde, Enzyklopädiker, Gynäkologie)