Zauberjuden

Aus Mittelalter-Lexikon
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Zauberjuden. Juden standen seit jeher wegen ihrer fremdartigen kultischen Bräuche und wegen ihrer vorurteilsfreien Rezeption antiken und arabischen Wissens in dem Ruf, besonders kompetente Ärzte und Magier zu sein. Brachte ein jüdischer Arzt Heilung, wurde er als mächtiger Magier betrachtet. Versagte seine Kunst, wurde er wegen teuflischen Schadenszaubers, Verschwörung oder Giftmischerei abgeurteilt. Auf einer Synode zu Wien (1267) wurde jüdischen Ärzten verboten, Christen zu behandeln. In der Pestzeit (ab 1348 in Deutschland) kamen Juden allgemein in Verdacht, die Pest mit teuflischen Künsten ins Land gebracht zu haben. Zauberjuden würden für ihre Zwecke Hostien missbrauchen, fertigten Wachsbildnisse Christi, um damit Schadenszauber zu bewirken, und betrieben Kindsmord und Kannibalismus. Jüdische Magier selbst, die sich als innerhalb der religiösen Regeln handelnd verstanden, glaubten an ihre Fähigkeit, sich und andere in tierische oder dingliche Gestalt verwandeln und Dämonen vernichten zu können. In der jüdischen Zauberliteratur finden sich Anleitungen zum Gebrauch bestimmter Psalmenverse zu bestimmten Zwecken (s. Shimmush Tehillim), wobei mystische Namen vorwärts wie rückwärts ausgesprochen wurden, sowie Regeln der Zahlenmystik und des Nestelknüpfens. Weitverbreitet, auch unter Christen, waren jüdische Amulette, dingliche – wie Kräuter, Steine etc. – und auf Pergament oder Leder geschriebene Zaubersprüche.

Siehe auch: Shimmush Tehillim