Bergbau-Vokabular

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bergbau-Vokabular. Im SMA. hat sich ein reichhaltiger frnhd. Bergbauwortschatz herausgebildet. Dieser hat durch die ins Ausland angeworbenen deutschen Bergbauspezialisten europaweit Verbreitung gefunden. So finden sich z.B. in einem sardischen Bergrecht von 1326 ins Italienische übernommene deutsche Fachbegriffe wie z.B. guindus (von Wind), sciomfa (von Sumpf) oder scittum (für Geschüttetes). Obwohl schon in einer Goslarer Urkunde des 12. Jh. zwischen montani (Bergleuten) und silvani (Hüttenleuten) unterschieden worden war, galten viele Termini des Bergbau- und des Hüttenwesens bis in die Frühe Neuzeit für beide Bereiche, waren doch Bergleute auch an der Verhüttung der Erze beteiligt.
In Folgendem einige geläufige Fachwörter aus dem frnhd. Wortschatz der Bergleute:
reich, arm oder unfruchtbar bezeichnen die Erzhaltigkeit von Gesteinen;
lint, mittelmaezic, vest, vester, allervest sind Bezeichnungen für die Festigkeit (Härte) des Gesteins in einem Gang, wobei lint für weich und allervest für äußerst hart steht;
luck und faul bezeichnen eine mürbe, brüchige, instabile Konsisitenz;
gruobe bezeichnet einen unterirdisch ausgehauenen Ort zum Erzabbau (golt-, silber-, erze-, isengruobe usf.);
Schacht (schaht) wird ein senkrechter oder schräger Verbindungsgang zwischen der Erdoberfläche und dem unterirdischen Abbauort (Stollen) genannt; nach der Neigung unterschied man flache und seiger (senkrechte) schächt, nach der Funktion wazzer- oder wintschächt, je nachdem ob sie Wasser ab- oder Frischluft zuführen;
stolle (Stollen) ist eine längliche im Berg ausgehauene Grube, horizontal oder leicht geneigt, zweimal höher als breit, „groß genug, das die arbeiter ... durch sie faren vnd jre last auß füren mögen“;
Unter gezähe, gezeuge (frnhd., v. mhd. gezouwe, gezawe = Gerät, Werkzeug) oder hauwer zeug verstand man das bergmännische Werkzeug, bestehend im Wesentlichen aus verschiedenen isen, bergk-isen (Brecheisen, -stange, Meißel, Keil) und slage oder feustell (Schlägel, Fäustel) unterschiedlicher Größe, Kratzen (kratze), Hauen (houwe, hawe, haue) und Schaufeln (schuvel); weiterhin in Gefäßen zum Befördern von Erz, Abraum oder Grubenwasser, wie Trögen (trög, ertztrög, bergktrög; lange, muldenförmige oben offene Behälter), Körben (korp, leichterer Förderkorb aus Flechtwerk), Säcken und Bulgen (sac, bulge, bulgesac, aus Leder gemachte Schöpfer), Kannen (kannel, kandel, kanne, wazzerkanne; krugartiges Gefäß mit Ausgussröhre), Eimern (einber, eimber, eimer, pfutz eimer, hölzernes Schöpfgefäß), Wannen (wanne), Zubern (zuober, zuber, wazzerzuber = zweihenkeliges Gefäß), Kübeln (kübel, größeres, oben weiteres Holz- oder Metallgefäß mit Henkel), Tonnen (donne, großes, mit Eisenbändern beschlagenes Holzfass) sowie in technischen Maschinen (künste) und Fahrten (fart, zu varn, varen = von einem Ort zum anderen bewegen; Steighilfen, bis zum Beginn der Neuzeit bestehend aus fest an der Schachtwand installierten senkrechten Leitergängen mit kleinen Zwischenbühnen zum Ausweichen oder zur Rast.)
Der Beförderung von festem Material im Stollen und über Tage dienten einrädrige Laufkarren (laufkarrn; s. Schubkarren), untertags auch vierrädrige, z.T. schienengeführte Transportwagen (hundt, s. Hunt).
(s. Bergbau, Bergleute, Erbstollen, Kehrrad, Markscheidekunst, Wasserkünste, Wetterkünste s. Bewetterung, Schachtfahrung)