Ei

Aus Mittelalter-Lexikon
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Ei (mhd. ei, ey, ay; lat. ovum). Hier: Geflügel- und Vogeleier, soweit sie zum menschlichen Verzehr benutzt wurden. Vorrangig also Eier von Haushühnern, von Enten, Gänsen und Tauben, aber auch von Wachteln, Rebhühnern, Kibitzen, Fasanen, Pfauen und Möwen. Hühnereier waren ein wichtiger Bestandteil der ma. Küche und wegen ihres Gehalts an Eiweiß, Fett, Vitaminen und Mineralstoffen eine wichtige Nahrungsergänzung. Eine Eierspeise bildete den Auftakt eines Menues, das von Wachteleiern als Höhepunkt gekrönt sein konnte. Aufgetischt wurden Eier roh, weich- oder hartgekocht, gebraten oder als Zutat von Soßen, Backwaren, Pasteten u.a.m., sowie als Beilage zu Fleisch, Fisch und Wildpret. - Dunkel, kühl und luftig verwahrt, bleiben Eier 4 – 6 Wochen haltbar, bevor durch die Schale eindringende Keime Fäulnis auslösen, welche sich durch ekelerregenden Gestank (nach Schwefelwasserstoff) bemerkbar macht (s. Konservierung).
Die Volksmedizin kannte viele Heilmittel auf der Grundlage von Hühnereiern als Remedium, als Aphrodisiacum, zur Erleichterung der Geburt u.a.m. - Im Volksglauben galt das Ei – besonders ein zur Frühjahrszeit gelegtes – als Sinnbild von Fruchtbarkeit und Lebens- und Zeugungskraft. - Im Brauchtum war das Ei Fruchtbarkeits- und Lebenssymbol („Osterei“) und wurde als heilbringende Frühjahrsgabe geschätzt. - Die Kirche tolerierte den alten Glauben, deutete ihn als Zeichen ser Auferstehung um und veranstaltete Eierweihen (Benedictio ovorum für Antlass-, Pfinztah-eier); diesen geweihten Eiern wohnte besondere apotropäische Kraft inne: sie schützten das Haus vor Blitzschlag und gaben dem Vieh und den Äckern Fruchtbarkeit und schützten vor Unfall und Krankheit. - Wundärzte benutzten mit Eiweiß getränkte Tücher bei Knochenbrüchen als Stützverband. Hildegard v. Bingen empfahl Wachteleier als Stärkungsmittel. - Hühnereier waren fester Bestandteil des Kleinzehnts (meist zu entrichten am St. Bartholomäustag, dem 24. August). - In der Technik benutzte man Eiklar als Bindemittel bei der Herstellung von Malfarben. - Nach christl. Verständnis brach Eierverzehr das Fastengebot, wurden Eier doch als flüssiges Fleisch betrachtet. - Eier von schwarzen Hennen und fehlgebildete Eier (solche ohne Dotter, mit weicher Schale, zu groß oder zu klein geratene) galten als Teufels-, Druden oder Hexeneier. Um Unglück zu vermeiden, musste man sie ins Feuer, ins Wasser oder rückwärts über das Hausdach werfen.
(s. Abgaben, Brauchtum, Ernährung, Fasten, Geflügel, Huhn und Hahn, Ostern, Zehnt.)