Griechisches Feuer

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Griechisches Feuer (auch byzantinisches oder flüssiges Feuer) wurde ein leicht entzündliches Kampfmittel genannt, das selbst auf Wasser brannte und kaum zu löschen war. Es bestand aus einer Mischung aus Asphalt, Erdöl, Schwefel, Harz (Kolophonium) und gebranntem Kalk. Es ist unklar, ob der Brandsatz auch Salpeter enthielt. Der gebrannte Kalk entwickelt bei Berührung mit feuchter Luft oder mit Wasser – etwa bei einer Seeschlacht – Hitze von etwa 150 °C, wodurch das Erdöl zum Verdampfen und zur Explosion gebracht wird. Das explodierende Gasgemisch entzündet das Pech und den Schwefel und schleudert sie in alle Richtungen. Der Kampfstoff wurde aus Handspritzen gegen den Feind geschleudert und hatte – ähnlich wie bei einem Flammenwerfer – verheerende Wirkung, bei Seeschlachten nicht zuletzt deswegen, weil die brennende Flüssigkeit auf der Wasseroberfläche trieb. Aufgrund neuerer Untersuchungen wird angenommen, dass der Brandsatz mittels eines Treibsatzes aus Siphonen (grch. siphon = Röhre) verschossen wurde. Der Treibsatz hätte aus Kaliumnitrat, Schwefel und Holzkohle bestanden, der Brandsatz aus in Fischleim gebundenem Holzmehl, Erdöl und Kolophonium. Das Rezept war streng gehütetes Geheimnis der Byzantiner, bis es deren Feinden, den Arabern, in die Hände fiel.

Während der Kreuzzüge machten die Christenheere mit dem „Griechischen Feuer“ Bekanntschaft, als sie von den Sarazenen bei Ptolemais (1101) und Damiette (1218) damit bekämpft und besiegt wurden.

Im Zug der Eroberung von Byzanz durch die Osmanen (1453) ging die Kenntnis um das flüssige Feuer für immer verloren.