Herz

Aus Mittelalter-Lexikon
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Herz (mhd. herze, herz; lat. cor). Muskulöses Hohlorgan, dessen Pumparbeit für die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs sorgt; gelegen etwas links vom Mittelpunkt des Brustkorbs, durch die Brustwand zu fühlen und zu hören durch den Herzschlag bzw. die Herztöne. Maßgeblich für die ma. Ansicht über das Herz und seine Funktion war die Lehre des grch. Aztes Claudius Galenus (~131- ~ 201); er schreibt: das Herz ist der Behälter der natürlichen Wärme (des „Naturpneuma“) und befindet sich im Kern des Körpers. Im Herzen wird das Blut mit „Lebenspneuma“ versetzt und durch die Arterien in die Peripherie geleitet. Die Lunge und der Atem sollen das Herz abkühlen, dazu pumpt das Herz mittels der „Venenader“ Blut durch die Lunge und bekommt Luft (pneuma) von der Lunge durch die „Adervene“. Das Herzklopfen führt Galen auf auf Flüssigkeit im Herzbeutel zurück. Die Haut, welche das Herz umgibt (gemeint ist der Herzbeutel), verhindere, dass dieses sich ausdehnt. (Zit. nach R. Toellner)
Griechische und Römische Ärzte schenkten dem Pulsschlag besondere Aufmerksamkeit und entwickelten Kriterien zu dessen Beurteilung.
Hildegard v. Bingen (12. Jh.) nennt das Herz „Haus der Seele“, in dessen Mittelpunkt die Seele wie ein Feuer wohne. Hier entstünden die Gedanken und stiegen ins Hirn hinauf.
Häufig wurden Herz- und Magenbeschwerden verwechselt. Das HDA. zitiert ein Rezept aus dem 12. Jh., das „contra dolorem cordis von swermagen und maginswern“ gerichtet sei, also gegen Herzschmerzen als Folge von Magenbeschwerden.
Konrad von Megenberg (1309-74) schreibt: „Das Herz ist der Anfang des Lebens und der Anfang jeder Regung liegt im Herzen“. Herz und Hirn hält er gleichermaßen für Sitze der Seele. Und: „Das Herz hat zwei Kammern, ..., und darin ist das edelste Blut und die edlen Geister, in welchen das Leben liegt.“ Er ist der Ansicht, das das Herz bis zum 50. Lebensjahr wachse und danach wieder abnehme.
Außer unter medizinischen Aspekten war im MA. das Herz in den folgenden Fällen von Belang: bei der Todesstrafe des lebendig begraben Werdens mit anschließender Pfählung (s. Wiedergänger); bei Teilbestattungen, die allein dem Herzen galten (s. ®®Heinrich III.(dt. König, Röm. Kaiser); Hermann I. von Thüringen (Landgraf); Friedrich II.); in Märchen und Sagen; in der Minnelyrik, in der Malerei und in der Heraldik als Symbol der ewigen Liebe, der Erotik und der Tapferkeit (in der Form eines Feigen- oder Efeublattes („Herzblatt“) oder eines Pinienzapfens); in der christl. Mystik („Herz-Jesu-Gebete“); im Aberglauben (z.B. sollte durch das Verzehren von Tierherzen von dessen Wesensart aufgenommen werden); auf Spielkarten wurde Ende des MA. das Symbol des Kelches durch dasjenige des roten Herzens ersetzt.
(s. Bär, Galenus, Herzkrankheiten, medizinischer Kannibalismus, Organe, Physiologie, Seelenschmerzen, Teilbestattung s. Bestattung)